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Unser wichtigstes Sexualorgan: das Gehirn
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Kopfspielchen: Sexualorgan Gehirn

„Schatz, mein Gehirn ist heute so scharf auch dich!“ Ein Tippfehler? Mitnichten! Denn das Gehirn ist tatsächlich das größte Sexualorgan des menschlichen Körpers. Wir räumen mit dem Mythos auf, dass nur deine Geschlechtsorgane für guten Sex verantwortlich sind und haben ein paar Tipps, wie du die Lust in deinem Gehirn entfachen kannst, falls sie dir abhandengekommen ist.

Zurück in die Pubertät!

Menschen sind Bindungswesen, das heißt wir sehnen uns beim Sex auch nach Nähe, Geborgenheit und Berührungen. Versuch dein Gehirn nicht zu überfordern und versetz dich in deine Pubertät zurück. Wie hast du dich damals gefühlt? Wahrscheinlich sehr unsicher. Bei uns war es zumindest so. Du willst nicht gleich in die Kiste springen, sondern warten, bis du dich so richtig wohl fühlst. Wenn du darüber nachdenkst, ist die Situation jetzt gar nicht so anders. Ein „Nein“ zu anderen kann ein sehr deutliches „Ja“ zu dir selbst sein. Du bist zu nichts verpflichtet. Immer mit der Ruhe und schraub die Erwartungen an dich selbst runter!

Sexy-Time-Fact

Sex wirkt tatsächlich schmerzlindernd bei Kopfweh! Matratzensport löst Verspannungen, die die Blutbahnen im Gehirn verengen.

Die Lust braucht Raum

Wie kann es gelingen, den Kopf auszuschalten und sich ganz auf das sportliche Highlight einzulassen? Erst mal muss man herausfinden, was den Kopf gerade so beunruhigt, erklärt die Partnerin unserer Sexualitäts-Reihe und Sexualmedizinerin sowie Frauenärztin, Miriam.

"Lust entsteht nur, wenn der Raum dafür da ist."
Miriam Mottl
Paarsamkeit Pexels Armin Rimoldi
Das A und O um Lust und Leidenschaft zu empfinden? Ein entspannter Kopf!

Steig aufs Gas!

Wichtig ist in erster Linie, herauszufinden, was dir Entspannung verschafft. Im Umkehrschritt merkst du dadurch auch, was dir unangenehm ist und dich verkrampfen lässt. Diese Dinge können dann gezielt vermieden werden. Die amerikanische Autorin Emily Nagoski (starke Leseempfehlung für ihr Buch „Komm wie du willst“) hat dazu eine sehr passende Metapher entwickelt. Nämlich:

Jeder und jede hat im Bett ein Gas- und ein Bremspedal. Ganz schön unerotisch, dieser Auto-Talk. Gemeint ist damit folgendes:
Drückst du oder eine andere Person auf dein Gaspedal, wirst du feucht, hart, erregt, völlig wuschig, was auch immer. Wird dein Bremspedal berührt, passiert genau das Gegenteil und deine Erregung fällt in sich zusammen. Extrem deprimierend. Bei vielen Menschen ist das Bremspedal um einiges empfindlicher als das Gaspedal. Das heißt, die kleinste falsche Berührung oder ein unpassender Gedanke reichen aus, um deine Erregung ganz schnell verpuffen zu lassen. Falls du tollem Sex entgegenstrebst, ist es daher von Vorteil, genau zu wissen, was deine Bremse triggert.

Im besten Fall weißt du sehr genau, was dich an- und abturnt. Vielleicht haben sich deine Vorlieben im Zuge der Krebserkrankung aber geändert und du bist gerade dabei, sie neu kennenzulernen. Dann probier‘ es doch mal mit dieser Übung!

„Wenn ich eine sehr starke Bremse habe, dann brauch ich natürlich mehr Dinge, die mich entspannen, damit das Gaspedal wirken kann. Und dann kann ich schauen, was sind die Dinge, die meine Bremse triggern. Dadurch weiß ich: Das sind die Dinge, dich ich reduzieren muss, damit ich mehr Lust empfinden kann.“
Miriam Mottl

Achte deshalb beim nächsten Mal genau auf deinen psychischen Zustand. Bist du die ganze Zeit über entspannt? Dann mach dir die Umstände bewusst, in denen du dich gerade befindest. Offensichtlich fühlst du dich in dieser Situation wohl und vor allem entspannt. Du rast dem Höhepunkt der Lust entgegen, die Leidenschaft sitzt am Beifahrersitz, das Gaspedal ganz durchgedrückt.

Wenn du dich aber nicht richtig fallen lassen kannst, wird offenbar dein Bremspedal getriggert. Versuche zu definieren, woran es liegt, dass du gerade keine Lust hast. Ist es der Ort? Die Tageszeit? Irgendwelche Schmerzen? Eine falsche Berührung? Gehe im Ausschlussverfahren alle Bedingungen durch und dir wird bewusstwerden, was dich zurückhält. Wir alle sollten es uns wert sein, herauszufinden, was wir beim Sex mögen und was nicht! Besprich deine Beobachtungen auch mit deinem Partner oder deiner Partnerin, damit ihr gemeinsam daran arbeiten könnt.

Paarsamkeit Pexels Shiny Diamond
Lerne deine Bedürfnisse kennen und definiere, was Lust für dich bedeutet und wie sie geweckt werden kann.
„Ich weiß doch auch, ob ich Bananen mag oder nicht, wieso dann nicht auch herausfinden, was mir im Bett Spaß macht?“
Miriam Mottl

Gib dir Zeit!

Du musst auch nicht von der ersten Minute weg eine Erektion bekommen oder feucht werden. Oft kommt der Hunger auch erst beim Essen. Es kann sehr erregend sein, sich von einer anderen Person davon überzeugen zu lassen, dass Sex jetzt gerade in diesem Moment eine tolle Idee ist. Du liegst in aller Seelenruhe und völlig nichtsahnend im Bett und plötzlich fällt dein Partner oder deine Partnerin über dich her? Yes, please!

Und wenn es heute nicht funktioniert? Na, dann eben nicht! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Gib dir die Zeit, die du brauchst, um dich wohl zu fühlen. Manchmal braucht die Lust ihre Zeit, um sich den Weg zurück in dein Leben zu bahnen. Mit etwas Überzeugungskunst ist dein Gehirn aber durchaus lernfähig und die sexy time wird wieder episch sein.

Über die Serie

Pudern, vögeln, rammeln, poppen, bumsen, verkehren. Wie auch immer du es nennen möchtest, eines ist es auf jeden Fall: ein weiteres Tabuthema. Wenn man sich dann auch noch mit dem Krebs in einer ungewollten Dreiecksbeziehung befindet, sind es gleich zwei Tabuthemen, die aufeinandertreffen. Noch lange kein Grund sich vor Unbehagen zu winden. Uns ist das nämlich Würstchen. Because we GIVE a fuck! Kurvenkratzer möchte in dein Schlafzimmer. Denn Sexualität ist ein Thema, das nicht verschwiegen werden soll, schon gar nicht im Zusammenhang mit Krebs.

Wir wollen aufklären. Ohne Bienchen, dafür unverblümt. Wir sprechen über Schmerzen, Narben, Zweisam- und Alleinsamkeit, sexuelle Lust- und Unlust, Vorlieben, Sex Toys, Verhütung, Kinderwunsch und Masturbation. Eine Glatze zu haben ist kein neuer Fetisch, sondern schlichtweg scheiße! Muss deshalb alles den Bach runtergehen? Nicht wenn es nach uns geht. Gemeinsam mit der Expertise von Sexualmedizinerin sowie Kinderwunsch- und Frauenärztin Miriam M. Mottl wollen wir euch Mut zusprechen und Tabuthemen brechen.

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