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Lebensretter Tod?
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Der wahrhaftigste Best Friend Forever

Wir werden sterben. Das ist für niemanden neu. Den Wochenendausflug zu planen ist aber lustiger, als an die Endlichkeit zu denken. Dabei könnte die Konfrontation mit dem Tod zu einem bewussteren Leben anleiten.

Seite 2/2: Wie nehme ich mir ein bisschen die Angst vor dem Tod?

Wenn noch nicht unmittelbar vom Tod auszugehen ist, reicht es durchaus, dass du dir diese Fragen selbst stellst und in einem Notizbuch oder in der Mappe mit den persönlichen Dokumenten festhältst. Das hat den Vorteil, die Entscheidungen jederzeit wieder ändern zu können.

Weitere Überlegungen zum „letzten Weg“ haben wir bereits in unserem Beitrag „Wie kann ich mich auf das Sterben vorbereiten?“ aufgeworfen, den wir dir hiermit wärmstens empfehlen. Denn, das hält auch Trauerbegleiterin Verena Brunnbauer fest: Sich mit dem Sterben zu beschäftigen, kann die Angst vor dem Tod lindern. Aber sollen wir deswegen den Tod gleich zu unserem besten Freund machen? Sehen wir uns das genauer an.

Zwei Menschen mit Rucksäcken springen beim Wandern in die Luft.
„Denn der Schlüssel zur Frage nach dem Tod öffnet die Tür zum Leben.“ – Elisabeth Kübler-Ross. Foto: Adobe Stock/Davide Angelini

Wie soll ich mich mit dem Tod beschäftigen?

Patientenverfügung, spirituelle Verfügung, Betreuungsverfügung, Bankvollmacht, Vorsorgevollmacht, Betreuungsvollmacht und Organspendeausweis, außerdem Totenfürsorgerecht, Sterbefallvorsorge, Sorgerechtsverfügung, letzter Wille, Bestattungsverfügung, Testament, Nachlass, Erbvertrag, digitaler Nachlass und Notfallmappe – na, raucht schon der Kopf? Wer gerne Formulare ausfüllt, dem wird mit dem großen Spielraum der Dinge, die für den Abgang geregelt werden können, nicht langweilig. Doch ist es sinnvoll, sich gleich mit allem zu beschäftigen?

Wie regle ich die letzten Dinge?

Als kleine Gedankenstütze haben wir den Spickzettel „Der letzte Weg – Wie auf das Sterben vorbereiten?“ für dich zusammengestellt. Wie das Ganze funktioniert und welche Details du beachten kannst, dazu wird es bald einen kompletten Beitrag in unserer Serie „Kurvenkratzer-Checklisten“ geben. Stay tuned!

„Man muss sich nicht 24 Stunden mit dem Tod beschäftigen“, sagt Verena Brunnbauer. „Am besten macht man es dann, wenn es passt.“ Das könne sein, wenn ein Todesfall im persönlichen Umfeld eintritt oder wenn du davon Wind bekommst. Verena nennt diese kurzen Überlegungen zu Tod und Sterben „Speed Dating mit dem Tod“. Gerne zieht sie dazu eine Karte aus dem selbstentworfenen Spiel „Sarggespräche“, das im Rahmen einer Aktion beim Linzer Kunstfestival „Leonart“ entstanden ist. „Durch Gespräche und Diskussionen über den Tod kann das Tabu gebrochen werden“, sagt Verena.

Frau mit Clownsnase schaut lachend nach oben.
Verena Brunnbauer ist immer hoffnungsvoll, auch wenn es um den Tod geht. So lässt sie in ihre Arbeit die persönlichen Erfahrungen als Bestatterin ebenso einfließen, wie Theorie und Praxis der Trauerarbeit und Humorberatung. Foto: Reinhard Winkler

Mit niederschwelligen Zugängen, wie ihrem Kartenspiel, aber auch durch die Erfahrung mit dem Tod ihres Onkels gelingt Verena heute ein „leichtfüßiger Umgang mit dem Tod“, wie sie selbst sagt. „Durch das Aufarbeiten meiner ersten Begegnung mit dem Tod habe ich das Loslassen gelernt.“ Ist der Tod damit der wahrhaftigste BFF, der ultimative Best Friend Forever? Nicht unbedingt, sagt Verena Brunnbauer, aber sie liebe die Beschäftigung damit trotzdem, weil „eine Diskussion über das Leben entsteht.“

Trauerbegleiterin Verena Brunnbauer mit Brille lachend.

Foto: Reinhard Winkler

Mag. Verena Brunnbauer

Death Positiv“, schreibt die ausgebildete Trauerbegleiterin, Trauerrednerin und Humorberaterin Mag. Verena Brunnbauer auf ihrer Website, bedeute zu „akzeptieren, dass man sterben wird, und dem Tod mit derselben Neugier begegnen kann, wie anderen Aspekten der menschlichen Existenz.“

Die ehemalige Bestatterin, Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin und Freizeitpädagogin befasst sich in der Trauerbegleitung intensiv mit dem Zusammenspiel der Themenfelder Tod und Humor. „Let’s talk about death, baby!“ ist deshalb bei ihr Programm.

Über die Serie

Oh nein, nächstes Tabuthema auf Kollisionskurs! Als ob Krebs nicht ausreicht. Machen wir uns nichts vor: Krebs wird direkt mit Sterben, Tod und Trauer in Verbindung gebracht, auch wenn viele Krebserkrankungen gar nicht tödlich sind. Geht’s doch schließlich ums Abschiednehmen, das alte Leben loslassen.

Wer uns kennt, weiß, dass wir alles locker, aber nichts auf die leichte Schulter nehmen. Schon gar nicht das Lebensende. Scheiden tut weh, keine Frage, und den Löffel abzugeben ist nicht lustig, aber wer zuletzt lacht, soll am besten lachen. Lass uns gemeinsam ins Gras beißen! Wie, das erfährst du in dieser Serie.

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