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Radioonko- wie bitte?
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Was bei der Strahlentherapie auf dich zukommt

Um die Bestrahlung als Krebstherapie winden sich viele Mythen. Worauf musst du dich einstellen? Welche Nebenwirkungen und Gefahren gibt es? Welche Sorgen sind berechtigt? Wir klären auf.

Seite 3/3: Was hilft zur Bewältigung der Strahlentherapie?

Darauf solltest du bei der Behandlung achten

Falls du Markierungen auf die Haut bekommen hast, wasche sie nicht ab, sonst muss erneut simuliert werden. Im Grunde kannst du bei einer Radiotherapie allen Beschäftigungen nachgehen. Aber du solltest die täglichen Bestrahlungstermine einhalten. Achte darauf, dich nicht übermäßig zu verausgaben oder den Körper zusätzlich zu belasten.

Das richtige Verhalten nach der Bestrahlung

Selbst wenn es keine sichtbaren Reizungen gibt, sollte die Haut im Bestrahlungsgebiet geschont werden. Trage Kleidung, die nicht scheuert. Milde Pflege ist die beste für deinen Körper. Vermeide ausgiebige Sonnenbäder. Achte auf jeden Fall noch eine Zeit lang auf guten Sonnenschutz. Besprich dich mit dem medizinischen Personal in der Radioonkologie.

Emotionaler Dip nach der Krebstherapie?

Es wird oft von einem „emotionalen Tief“ einige Wochen nach dem Ende der Behandlung erzählt. Das ist vollkommen normal. Jetzt ist es wichtig, sukzessiv alte Routinen aufzugreifen und die Identität als „akute Krebspatientin“ oder „akuter Krebspatient“ abzulegen. Wenn du selbst nicht rausfindest, habe keine Scham, dir für diese Übergangszeit psychologische Unterstützung zu holen.

Wie geht es nach der Strahlentherapie weiter?

Was nach dem Abschluss der Bestrahlungsreihe kommt, hängt von der Krebsart, dem Erkrankungsgrad, der Strahlendosis und dem Therapieziel ab. Es kann sein, dass nach der Bestrahlung operiert oder medikamentös behandelt wird (zum Beispiel mit Chemotherapie).

Folgt keine weitere Therapie, wirst du in die beobachtende Nachsorge entlassen. In dieser Phase ist es wichtig, die über Monate und Jahre verteilten Nachsorgetermine einzuhalten, um die Genesung zu kontrollieren und frühzeitig eingreifen zu können, falls der Krebs wiederkehrt.

Unter Umständen kann die psychische Belastung der Krebserkrankung dazu führen, dass eine Depression ausgelöst wird. Sollte die Fatigue (siehe weiter oben) nach der Therapie nicht abklingen und sich eher verfestigen, muss dies unbedingt ernstgenommen, und eine Ärztin oder ein Arzt eingeschaltet werden.

Checkliste: Die stressfreie Bestrahlung

  • Halte die Bestrahlungstermine ein.
  • Trage keine weiße Kleidung (Markierungen könnten abfärben).
  • Überbrücke Wartezeiten (z. B. mit einem konzentrationsfördernden Handyspiel).
  • Halte Zeit nach hinten frei (manchmal gibt es Verzögerungen).
  • Frage bei Unklarheiten einfach nach.
  • Decke bestrahlte Hautstellen in der Sonne möglichst ab.
  • Überlege, bei der Krankenkasse einen Fahrtkostenzuschuss zu beantragen.
  • Tu dir Gutes, um dich aufzuheitern.
Mann rahmt mit Daumen und Zeigefinger beider Hände sein Gesicht ein.
Hab ein Auge auf dich. Achte auf deine Bedürfnisse. Nimm dir Zeit für dich selbst. Generell, und besonders, wenn du Krebs hast. Foto: Unsplash/Sergio de Paula

Was ist schlimmer: Chemo oder Bestrahlung?

Krebserkrankungen zählen zu den zweithäufigsten Todesursachen. Durch fortschreitende Forschung sind aber mittlerweile viele Krebsarten heilbar. Die Frage, welche Behandlung schlimmer (oder besser) sei, ist daher nicht pauschal zu beantworten. Es kommt auf die Tumorart, das Erkrankungsstadium und die individuellen Voraussetzungen an.

Wie du dich am besten über die Krebserkrankung informieren kannst, erfährst du in unserem Artikel „Ist die Diagnose gesichert? Gezielt informieren nach der Diagnose von Krebs in fünf Schritten“.

Was ist besser?

Auch wenn über teilweise erschreckende direkt sichtbare Auswirkungen der Bestrahlung berichtet wird, musst du dir vor Augen führen, dass es darum geht, Krebszellen abzutöten. Was ist schlimmer? Seltene Hautverbrennungen, die wieder heilen, oder den Krebs nicht an der Ausbreitung zu hindern?

Schäme dich nicht wegen kleiner Narben. Sie bedeuten nur, dass du das, was dich zu verletzen versucht hat, überwunden hast. Viele davon können wir überdecken. Sie sind dann im Alltag unsichtbar. Niemand wird dich danach fragen. Und wenn doch, denke daran: Du bist nicht allein.

Kurvenkratzer dankt Dr. Irene Wedrich für die inhaltliche Prüfung dieses Artikels.

Frau Doktor Irene Wedrich von der Radioonkologie der Klinik Ottakring in Wien.

© Foto Weinwurm

Prim.a Dr.in Irene Wedrich, MA ist Institutsvorständin am Institut für Radioonkologie der Klinik Ottakring im Wiener Gesundheitsverbund. Sie ist seit 2002 als Fachärztin für Strahlentherapie-Radioonkologie, zuletzt als Oberärztin, im früher als Wilhelminenspital bekannten Krankenhaus tätig.

Als Vorstandsmitglied unterstützt sie die ÖGRO (Österreichische Gesellschaft für Radio-Onkologie, Radiobiologie und medizinische Radiophysik) mit ihrer Expertise.

Quellen und weiterführende Links:

Titelfoto: Shutterstock/oatawa

(Veröffentlicht am 16.01.2021, aktualisiert am 25.09.2021)

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Über die Serie

Eine Krebsdiagnose schlägt wie ein riesiger Meteorit in das Leben von Betroffenen und Angehörigen ein. Wer damit konfrontiert wird, weiß im ersten Moment nicht, wie mit der neuen Situation umzugehen ist. Das ist komplett normal. Bisher schien alles so toll in geradlinigen Bahnen zu verlaufen. Nun sind vom einen auf den anderen Tag die Prioritäten total verschoben.

Kurvenkratzer reicht dir mit dieser Checklisten-Serie Tipps für die Bewältigung des Schocks. Wir haben praxiserprobte Hilfestellungen für die häufigsten Situationen während einer Krebserkrankung für dich auf Lager – vom medizinischen Gespräch bei der Diagnosestellung bis zum Reha-Aufenthalt in der Nachsorgephase. Und wir geben Impulse, wie dir ein achtsamer Umgang mit der Erkrankung gelingt.

Bitte beachte: Krebs ist höchst individuell. Die auf diesen Seiten enthaltenen Informationen stellen keine verbindliche und vollumfängliche medizinische Auskunft dar. Bitte berate dich betreffend deiner Therapieentscheidung jedenfalls mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Kurvenkratzer übernimmt keine Haftung für Fehlbehandlungen.

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