13 min
Bist du hochsensibel?
13 min

Hochsensibilität: Die Orchideen in einer Welt voller Löwenzahn

Hochsensible nehmen alles intensiver wahr: Geräusche, Gefühle, Berührungen, Reize aller Art. Für sie ist es Fluch und Segen zugleich. Auch wenn Hochsensible schneller überfordert sind, unter den richtigen Bedingungen erblühen sie wie eine Orchidee. Ob du hochsensibel bist und wie du diese Veranlagung in dein Leben integrieren kannst, erfährst du in unserem famosen Artikel!

Von Spiegelneuronen & Helfersyndromen 

Hochsensibel zu sein ist kein Synonym dafür, empathisch zu sein. ABER jeder Empath (10-20% aller Menschen) ist hochsensibel. Das ergibt sich aus dem Zusammenwirken ihrer feinen Wahrnehmung mit ihrer intensiven Emotionalität und hohen Reaktivität. Was sie ebenso gemeinsam haben, und was sehr wahrscheinlich der Grund für die ganze Mitfühlerei ist: aktive Spiegelneuronen. Hochsensible haben überdurchschnittlich viele davon.

Kurzer Exkurs: Spiegelneuronen sind bestimmte Nervenzellen im Gehirn, die aktiviert werden, wenn man eine Handlung durchführt, sie beobachtet oder auch nur über sie nachdenkt. Sie sind dafür zuständig, dass der Mensch die Gefühle und Stimmungen von anderen Menschen erkennt. Ohne die Spiegelneuronen wäre es uns Menschen also nicht möglich, Empathie zu empfinden. Exkurs Ende.  

zwei Synchronschwimmerinnen machen eine Ballübung vor dem Pool
Spiegelneuronen helfen uns dabei, Bewegungsabläufe zu imitieren und Empathie zu empfinden. (Foto: Pexels/Cottonbro)

Also dementsprechend fühlst du dich noch intensiver in andere ein und tust dich auch schwerer, dich falls nötig abzugrenzen. Und was ist da charakteristisch? Sag es mit uns: 1 – 2 – 3 – Helfersyndrom! Ja, genau. Du gibst, gibst, gibst – auch ohne etwas dafür zurückzubekommen.  

Und gerade weil du so viel gibst, weißt du gar nicht mehr, was DU eigentlich willst oder brauchst, um dich gut zu fühlen. Stattdessen fühlst du dich sofort zuständig, wenn jemand über etwas klagt. Keine Sorge, ganz normal – im Kontext der Welt sogar eine super Eigenschaft, aber du leidest halt auf kurz oder lang darunter. Schluckst das „Nein“ immer und immer wieder herunter, bis du eines Tages überschäumst, wie Wasser aus einem Kochtopf. Also, was kann man da tun? Wie kannst du dich abgrenzen? 

  • Denk darüber nach, inwieweit du für andere Menschen da sein kannst und willst 
  • Achte darauf, wenn die Probleme anderer zu deinen eigenen werden 
  • Sei dir immer deiner eigenen Bedürfnisse bewusst 
  • Wenn du mal etwas nicht leisten kannst oder möchtest: Trau dich, sag NEIN! 
  • Fühle dich nicht für Hans, Peter, Marie, Oma, Opa, Mama, Papa, jeden verletzten Vogel und jeden bedürftigen Obdachlosen verantwortlich – du bist nicht Robin Hood oder Mutter Teresa
buddhistischer Mönch gibt vielen Kindern die Hände
Wenn dieses Foto dein Leben darstellt, dann bist du entweder buddhistischer Mönch oder hast das Helfersyndrom. (Foto: Pexels Suraphat Nueaon)

Teste dich schlauer 

Schätzungsweise ist jede:r fünfte Hansl und Susi hochsensibel, also um die 20 Prozent unserer nicht ganz so sensibel scheinenden Bevölkerung. Das ist gar nicht mal so wenig. Aber viele Hochsensible wissen gar nicht, dass es so etwas wie Hochsensibilität überhaupt gibt. Gerne wird es von oben herabdiagnostiziert als ADHS, Depression oder soziale Angststörung. Man sagt sich: Irgendwas ist bei mir anders, ich stehe unter Dauerstress, was ist los? Hülfä! 

Die mit Abstand größte Hilfe ist, einen aufklärenden Stempel auf die eigenen Wesenszüge draufzuklatschen. Wissen, was ist! Ein Test muss her. Bereits erwähnte Frau Aron hat so einen Test entwickelt mit 27 Fragen, der wissenschaftlich glaubhaft ist. Er unterteilt die Hochsensibilität in drei Merkmale: 

  • Leichte Erregbarkeit: schnelles Überfordertsein von inneren und äußeren Anforderungen 
  • Ästhetische Sensitivität: Empfänglichkeit gegenüber ästhetischen Reizen 
  • Niedrige Wahrnehmungsschwelle: eine als unangenehm empfundene sensorische Erregung auf äußere Reize 

Vergönne dir diesen Test, wenn du das Gefühl hast, dass diese Merkmale auf dich zutreffen. Du kannst ihn ganz einfach im Internetz finden. Den Link findest du am Ende des Artikels.  

Achtung: Das Ergebnis dieses Tests sollte als ein Hinweis auf eine potentielle Realität gesehen werden und weniger als ein definitives Urteil. Willst du eine qualifizierte Einordnung, stütze dich lieber auf professionell durchgeführte physiologische Messungen. 

Nun, was hat es jetzt mit dieser bedeutungsschwangeren Orchideen-Metapher auf sich? Nun ja, Orchideen gedeihen unter idealen Bedingungen außergewöhnlich gut und unter ungünstigen ziemlich schlecht. Während es dem Löwenzahn ziemlich egal ist, wo er wächst, weil er fast überall sprießen kann.  

Das bedeutet, dass Orchideen (sprich hochsensible Menschen) viel stärker auf ihre Umwelt und die vorherrschenden Bedingungen reagieren, während der Löwenzahn widerstandsfähig und nicht groß von Umständen abhängig ist.  

Auf der nächsten Seite erfährst du, wie du Hochsensibilität in dein Leben integrierst und sie so *schwupsdiwups* zu einem riesigen Vorteil wird…

Über die Serie

Was ist Glück? Was bedeutet es, glücklich zu sein? Ist Glück eine Veranlagung? Wie wird man glücklich? Existentielle Fragen, die einerseits höchst individuelle Antworten bergen, aber andererseits wissenschaftlich ergründbar sind. Glücksforschung ist ein gut gelauntes Metier der Wissenschaft, das noch gar nicht so lange existiert. Die „positive Psychologie“ rückt zum Beispiel die schönen Gefühle in den Mittelpunkt. Und dafür gibt es gute Gründe: Denn vorbeugen ist leichter als heilen, das gilt auch für psychische Erkrankungen. Kaum etwas macht dich so gesund wie eine optimistische Lebenseinstellung!

Also: keine Esoterik, Quacksalberei oder falsche Versprechen. In dieser Serie findest du ausschließlich wissenschaftlich bewiesene Glücklichmacher – inklusive Tipps und Tricks für dein eigenes Wohlbefinden.

Jetzt teilen