Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

1 Jahr vorbei

14.09.2025 

Die Ferien sind nun leider schon wieder vorbei, der ‘Alltag’ hat mich wieder. Auch wenn bei mir der Alltag immer noch so anders ist, als früher. An Arbeit ist bei mir trotz körperlichem recht gutem Zustand nicht zu denken. Eine berufliche Eingliederungsmassnahme wurde zurzeit abgelehnt. Es tat etwas weh, das zu lesen, doch wenn ich auch ehrlich zu mir bin, muss ich gestehen, dass ich mich auch nicht bereit fühle. Ich habe seit über 30 Jahren im sozialen Bereich gearbeitet und viel gegeben, viel Kraft aufgewendet, viel Humor investiert und immer in Teams gearbeitet. Nun brauche ich meine Energie für meine Gesundheit. Ich fühle Stärke, bin motiviert mich nicht runterziehen zu lassen und meist gelingt mir das auch. Dennoch ist meine Psyche etwas instabil, vulnerabel wie man so schön sagt.
Ich bin froh, dass ‘meine’ Onkopsychologin und ‘mein’ Onkologe dies verstehen und mich stärken. Überhaupt wäre ich ohne Betreuung von fachlicher Seite, also dem ganzen Behandlungsteam, wie auch von meinem Mann und Freunden verloren. Auch wenn ich auf meine Stärke, meine Resilienz, aufbauen kann, braucht es aus meiner Sicht Menschen um einem rum. Nicht nur dann, wenn man krank ist, aber erst recht dann, wenn es nötig ist. Dankbarkeit erfüllt mich.
In den Ferien hatte ich meinen ersten neuen Geburtstag, nun ist es vorbei, das erste Jahr seit meinem Knockout. Ein komisches Gefühl beschlich mich den ganzen Tag. Alles, was ich seit dem letzten Jahr erlebte, hat mit meiner Krankengeschichte zu tun und laut Statistik gehöre ich gegenwärtig zu der etwas mehr als der Hälfte der Patienten, die das erste Jahr überstanden haben mit dieser Diagnose. Das heisst aber auch, dass schon viele diesen Krebs nicht überlebt haben. Ich denke an unseren Freund, an meinen Bruder, an die Unbekannten, die das gleiche Schicksal trugen. Das Leben geht unaufhaltsam weiter, ich lebe noch, das nächste MRI ist im November.

Lieber denke ich an unsere Ferien. Es war schön, recht intensiv und nach anfänglichen Schwierigkeiten, fanden wir beide den Rhythmus und konnten es geniessen. Wir kamen uns wieder näher als Partner auf Augenhöhe und nicht immer als Angehöriger und Patientin. Ich kam an meine Grenzen, ging auch darüber und zahlte, doch das gute Gefühl, es geschafft zu haben ist stärker.

Accept what is; let go of what was; and have faith in what will be.

Jetzt teilen