Mal glücklich
2. Zyklus: Chemo + Corona…
Mo., 23.09.2024
Bei der Visite gebe ich Bescheid, dass ich leicht erkältet bin und ob das eh keinen Einfluss auf die Chemo hat. Zack, hatte ich schon einen PCR-Test in der Nase stecken und gegen Mittag stellt sich heraus, dass ich mir Corona eingefangen habe. Na prima. Ab nun bin ich ein Quarantäne-Zimmer und alle kommen nur mehr verkleidet rein. Meine mentale Stärke läuft den Bach hinunter. Sofort kommen die Bilder von 2020/2021 in den Kopf, als gefühlt alle Corona-Patienten mit einer Vorerkrankung auf der Intensivstation landeten….
Woche 1:
Montag früh starte ich voll motiviert zur nächsten Chemo-Runde. Ich habe den Laptop wieder im Gepäck und bin am ersten Tag sehr produktiv. Alles läuft relativ problemlos ab, ich bekomme die Therapie nun verkürzt in 3 Tagen (der Ablauf bleibt gleich, aber es wird alles auf 3 Tage zusammengezogen – ich bin sehr froh darüber, einen Tag weniger im KH zu verbringen). Am Abend des ersten Tages ist mir wieder sehr schlecht, auch mit den ganzen Anti-Brech-Mitteln kann ich kaum schlafen. Bin darum am Dienstag – Tag 2 der Chemo – relativ platt und schlafe viel. Am Nachmittag kann ich ein bisschen schreiben. Abends bekomme ich etwas Halskratzen, aber nicht schlimm. Mittwoch bei der Visite gebe ich Bescheid, dass ich leicht erkältet bin und ob das eh keinen Einfluss auf die Chemo hat. Zack, hatte ich schon einen PCR-Test in der Nase stecken und gegen Mittag stellt sich heraus, dass ich mir Corona eingefangen habe. Na prima. Ab nun sind “meine” 4 Wände ein Quarantäne-Zimmer und alle kommen nur mehr verkleidet rein. Meine mentale Stärke läuft den Bach hinunter. Sofort kommen die Bilder von 2020/2021 in den Kopf, als gefühlt alle Corona-Patienten mit einer Vorerkrankung auf der Intensivstation landeten….
Der Arzt meint, ich kann das „Corona-Medikament“ Paxlovid nicht nehmen, da es kontraindiziert zu einem Wirkstoff der Chemo ist. Ich werde am Nachmittag nach Chemo-Ende entlassen (weil eh nur leichte Symptome) und falls Atemnot oder Fieber kommt, soll ich zu jeder Tages- und Nachtzeit in die Notaufnahme kommen. Am Donnerstag rasiert mir mein Mann die Haare ganz kurz, weil auch die 4mm Stoppeln überall herumfliegen. Der psychischer Tiefpunkt ist erreicht…
2 Tage später muss ich wieder ins KH zur Blutkontrolle – es ist gleichzeitig der 6. Geburtstag von meinem Sohn. Ich quetsch mich in die Perücke (durch das Cortison habe ich ein Mondgesicht und alles ist geschwollen), und drück den Nachmittag irgendwie durch. Abends bekomm ich leicht erhöhte Temperatur. Am Samstag hauts mich dann richtig in die Pfanne. Ich habe die ganze Nacht durchgeschlafen und bin komplett fertig aufgewacht, danach direkt fast den ganzen Samstag verschlafen, konnte die Augen kaum offenhalten und bin immer wieder in einen tiefen Schlaf versunken. Ich konnte grad mal aufs Klo gehen. Schnupfen und Husten kommen dazu, genauso wie erhöhte Temperatur. Am Nachmittag ist auch mein Mann schon besorgt und wir rufen im KH an. Ich soll Ibuprofen nehmen gegen das Fieber, bei 38 oder 38.5 sollen wir kommen. Die Tabletten helfen und mental geht’s mir auch wieder besser. Am Sonntag immer noch erhöhte Temperatur, aber ich kann zumindest auf der Couch sitzen und nicht nur liegen.
Die sonstigen Nebenwirkungen sind in den Hintergrund gerückt. Ich hatte wieder das Brennen im Mund, aber nicht mehr so schlimm. Sodbrennen blieb komplett aus. Müde natürlich, Geschmacksverwirrungen und mal keinen Appetit, dann wieder eine unbändige Lust auf ein bestimmtes Gericht. Haut ist OK, Schleimhäute sind auch OK.
Woche 2:
Montags muss ich wieder zur Blutabnahme, ich kann noch nicht selber mit dem Auto fahren aber zumindest selber ins KH gehen – am Wochenende hätte ich wohl noch einen Rollstuhl gebraucht. Ich habe noch immer erhöhte Temperatur, aber Schnupfen/Husten lockern sich. Die Blutwerte sind natürlich noch im Keller.
Mittwoch haut es mich nochmal richtig rein, ich habe konstant über 38 Fieber, das ich auch mit Fiebersenker nicht runterbringe, bleibe aber daheim mit telefonischer Rücksprache im KH. Ich glaub, die wollen nicht, dass ich komme; und mir ist das eh sehr recht. Hab keine Lust auf Quarantäne-Zimmer.
In der Nacht steigt das Fieber auf 38,9, sodass wir am nächsten Tag doch in die Ambulanz fahren. Blut ist in Ordnung, kein bakterieller Infekt. Nachdem ich auch gleichzeitig Gliederschmerzen habe, nehmen wir im Nachhinein an, dass Corona nochmal aufflammt und die Wirkung der Leuko-spritze (die das Knochenmark zur Produktion von weißen Blutkörperchen anregt) zusammenfällt. Der Onkologe meint, ich kann heimfahren und wiederkommen, wenn ich über 38 Grad Fieber habe – tja, sag ich, dann kann ich gleich dableiben. Aber ich habe wohl einen ganz guten Gesamteindruck hinterlassen, denn ich durfte nach Hause.
Mittags fällt die Temperatur unter 38 Grad, endlich hilft die Ibu und auch die Gliederschmerzen sind weg. Freitag endlich fieberfrei und Gliederschmerzen sind auch weg. Die letzten Tage waren wirklich ein Krimi!!
Das letzte Modul von der Mentaltrainer-Ausbildung musste ich leider streichen. Aber als wir am Sonntag den Geburtstag von meinem Sohn nachfeiern, bin ich schon wieder so gut wie fit.
Woche 3:
Am Mittwoch ist das Kontroll-PET-CT, um zu checken, wie die Therapie wirkt und ob die Krebszellen schon abgetaucht sind. Wenn ja, reichen 4 Chemo-Zyklen, wenn nein, bekomme ich 6. Ich bin sehr aufgeregt und fest davon überzeugt, dass 4 Chemos ausreichen werden. Problematisch ist nur, dass ich noch ziemlich huste. Ich darf mich ja für 30min nicht bewegen, während die radioaktive Traubenzuckerlösung durch meinen Körper fließt. Auf Rat der Ärzte nehme ich direkt vor der Verabreichung der Traubenzucker-Lösung Paracodin-Tropfen. Und gottseidank helfen die, ich muss kein einziges Mal husten.
Ich genieße die Tage, bevor es am Montag wieder losgeht mit dem nächsten Zyklus.
Ich merke, dass ich bei diesem Zyklus zu wenig Zeit hatte, mich zu erholen. Ich bin noch überhaupt nicht bereit, wieder ins KH zu fahren und mich den Nebenwirkungen zu stellen. Auch mit dem Essen wird’s schwierig, mir wird alleine bei dem Gedanken an das Essen im KH schlecht, alleine schon das Tablett, die Suppen, das Frühstück…..puh, tief durchatmen!
