Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Ausblick

14.08.25 

Die Hitze hält an, ich weiss zuerst nicht, was ich mit mir machen soll. Es zieht mich ins Wasser, doch im Schwimmbad ist es wohl voll. Wie wäre es mal wieder mit Fluss schwimmen? Als wir Teenager waren, sind wir bereits im Rhein geschwommen und wurden dafür belächelt. Heute ist das Rheinschwimmen hip und ein sogar ein Touristenmagnet. Wir bewegen uns daher tendenziell in den Zeiten, wo es nicht so viele Menschen im Wasser gibt.

Kurz vor meinem Knockout letztes Jahr war ich noch im Rhein, von dem her zieht es mich wie ein Magnet zum Fluss. Und ich wage es nun bereits zum 2. Mal, schon vorgestern konnte ich mich nicht entziehen.
Mit Epilepsie sollte ich Gewässer eher meiden, aber immer nur vorsichtig sein, hilft nur bedingt. Mit meinem Gliodingsbums stehe ich eh schon auf der Liste für den Kapuzenmann, also was solls?

In den Tagen im Spital ging es mit mir recht schnell aufwärts. Mit Unterstützung der PhsysiotherapeutInnen stand ich bald auf und lief zuerst den Gang rauf und runter. Einer der Physios ging mit mir dann zur Treppe, ab dann gab es kein Halten mehr. Der eine Flügel des Unispitals hat eine breite offene Treppe. Man fühlt sich wie in einem grossen Schloss. Ärzte, TherapeutInnen, Pflegende und auch immer wieder PatientInnen nutzen diese Treppe. So damals ich nun auch, der Bewegungsraum wurde immer grösser. Vom Dach des Spitals hat man einen hervorragenden Blick.

Ich hatte auch Logopädie, das Sprechen ging laufend besser. Die Holperer, die ich bis heute habe, fallen Anderen kaum auf. Ich merke, wieviel Konzentration das Sprechen braucht. Ausgerechnet ich, die den Menschen gern viel erzählte, argumentierte, schneller sprach als denkt und immer etwas wusste, muss nun diesen erschwerten Weg gehen. Langsam funktionierte es besser, doch ein Rest bleibt.
Die Worte fehlen mir immer mal wieder und wenn ich emotional werde, wird es deutlicher. Für eine Schnellsprecherin, wie ich es gewesen war, ist dies nicht immer so einfach, doch was kann ich meckern. Ich spreche noch, was nicht selbstverständlich ist.
So zumindest tröste ich mich, wenn es mir doch zu langsam geht, die Worte, die in meinem Hirn drehen, einfach nicht so schnell raus wollen, wie sie vorhanden sind. Ich denke an die Menschen, die ich mit meiner Redeweise auch nervte. Vor allem Vorgesetzte und schon LehrerInnen versuchten mich immer zur Mässigung zu bringen.
Ich erinnere mich an einen Lehrer, der in der Schule schon entnervt meinte, wenn ich mal sterbe, werde mein Kiefer separat tot geschlagen werden müssen.
Tja, ein Hirntumor tut es auch. Zweimal musste ich wg. zwei weiteren Epianfällen schon erleben wie es ist, zweitweise gar nicht mehr sprechen zu können.
(Ich höre es, irgendwo wird gelacht, ist ok.)
Auf diese Weise kam ich dafür vermehrt aufs Schreiben und Anfang des Monats aufs Bloggen. Auch da habe ich bis heute noch Mühe, bin viel langsamer als früher. Was so eine Korrekturtaste nützlich sein kann…

Als es mir laufend etwas besser ging, bewegte mich in den letzten Tagen im Spital noch das Thema Reha. Die Überschreibung in eine Klinik war gemacht, doch mir war unwohl bei diesem Gedanken, ich wollte nach Hause, zu meinem Mann, zu meinen Freunden.
Und siehe da, am 16.09.24, 10 Tage nach meinem Knockout, 6 Tage nach der OP, konnte ich das Spital verlassen. Ich war entlastet, fast schon glücklich als ich auf meinen zwei Beinen gehend raus konnte.
By the way, auf Nachfrage wg. der Reha konnte mir der Neurochirurg melden, dass ich zu fit sei für die angemeldete Reha. Und schon damals hoffte ich, dass ich irgendwann mal wieder im Wasser schwimmen könne.

Accept what is; let go of what was; and have faith in what will be.

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