Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Blick zurück

06.08.25

Just 11 Monate sind es nun, dass bei mir die Lichter ausgingen. Wieder verweile ich in Gedanken an die letzte Zeit.

Am folgenden Tag nach der OP kam ich langsam wieder zu mir und ich kann mich erinnern, dass da zwei Ärzte waren, die mir berichteten, dass der Tumor raus, die OP somit soweit erfolgreich gewesen sei. Ich kann mir immer noch an die Namen der beiden Neurochirurgen erinnern, ich habe sie mir immer wieder vorgesagt. Ganz genau kann ich die Worte nicht speichern, später fand ich in den Nachrichten die Notiz, dass ich meinem Mann Bericht erstattete mit der ‘guten’ Nachricht.
Ich muss trotz aller Dramatik immer noch lachen, was ich in den ersten Tagen Andern so alles schrieb. Mein Mann wollte mir mein heiss geliebtes iPad und etwas später das Handy zuerst nicht geben, doch für mich war es so möglich wieder in die Welt zu treten. Mir war es wichtig zu zeigen, dass ich noch da bin, wenn auch wohl in der ersten Zeit meine Freunde ziemlich in die Sätze brachte mit meinem wirren Geschreibsel. Mein Mann glättete das wieder und im Laufe der Zeit bekam ich auch mit, dass sich meine Freundinnen zusammentaten und die harten Facts untereinander teilten, um auch meinen Mann etwas zu entlasten.

Am Nachmittag kam dann der Onkologe zu mir ans Bett, mein Mann war auch da. Ich weiss noch, dass ich mich fragte, was ein Onkologe mit meiner OP zu tun hatte. Zuerst dachte ich noch, was ist der noch jung, sicher noch ein Assistent. Wie tat ich ihm unrecht.
Mit unglaublich tröstenden, freundlichen und in der Sache schlichten Worten erklärte er uns, dass die OP zwar soweit erfreulich war, aber der Tumor bösartig. Und zwar bösartiger, wie er zurzeit gar nicht sein kann. Ob ich da das erste Mal Glioblastom hörte od. etwas später, weiss ich nicht mehr. Gliodingsbums nannte ich es, weil ich mir dieses Wort anfangs einfach nicht merken konnte od. unbewusst nicht wollte.

Ein schwarzes Loch ging auf. Es zog mich hinunter und ich bekam es mit der Angst, blanker Angst. Heute beim Schreiben fällt mir ein, dass ich als Kind oft vom Runterfallen träumte, ich habe sogar mal eine Zeichnung mit diesem Motiv gemalt. So in etwa fühlte es sich an.
Der Onkologe liess uns etwas Zeit und dann bekam ich plötzlich ein Gefühl, das mich wärmte und mir Sicherheit gab. Irgendwie werde ich auch das überstehen, wie auch immer. Ich spürte die Wärme, die mein Mann ausstrahlte und zusammen hielten wir uns in den Armen.

Der Onkologe erklärte uns in der Folge in ersten Worten, was da auf mich zukommen wird. In meiner Agenda fand ich den Termin am folgenden Tag, wo er uns im Detail noch informieren würde.

So ganz bekam ich die Botschaften nicht zusammen, da der Bericht, dass alles ‘gut’ sei und dann so eine Diagnose. Dieser Zwiespalt, diese Paradoxie, diese Ambivalenz bezüglich meines Gesundheitszustandes, werden mich von nun an begleiten, solange es mir körperlich recht anständig geht. Es ist nicht fassbar, von einem Tag bin ich todkrank, doch schon ein paar später wieder aus dem Spital.

Accept what is; let go of what was; and have faith in what will be.

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