Die Sache mit der Bewegung
Die Sache mit der Bewegung
03.10.2025
Schon damals im Spital nach der OP konnte ich ja glücklicherweise bald wieder laufen und das Schwimmen wurde später wieder zum Highlight.
Ich hatte, wie im letzten Kapitel schon erwähnt, das Glück vom Neurochirurgen, den ich ja von der OP her kannte, angefragt zu werden, ob ich Interesse habe an einer Studie mitzumachen mit Menschen, die wie ich eine OP infolge eines Glioblastoms hatten. Es ging darum herauszufinden, ob moderater Sport helfe, besser auf die Beine zu kommen und es auch psychisch helfen könne (den genauen Namen der Studie weiss ich nicht mehr, aber sinngemäss sollte es so stimmen). Ich sagte erneut recht spontan ja, obwohl ein weiterer Termin den Kalender aussehen lässt, als wenn ich noch im Arbeitsleben stehe.
Ein freundlicher Physiotherapeut betreute mich in der ganzen Zeit der Studie, die während der Chemoradiotherapie dauerte. Nach einer ersten Testung mit Gehen, Kraft testen u.ä. konnte ich das das erste Mal 30 Min. auf den Ergometer, zuerst einmal begleitet von dem mir bekannten Neurochirurgen. Wir haben uns unterhalten, während ich strampelte und er mir zusah. Er ist nicht ‘nur’ Neurochirurg, sondern auch Sportmediziner.
Die Zeit verging recht rasch, obwohl ich mir sonst nicht viel mache aus ‘Maschinensport’.
Doch was dann mit mir passierte, war unglaublich. Adrenalin und was sonst noch in meinem Körper floss, bewirkten, dass ich mich zufrieden, fast schon glücklich fühlte. Ich hatte schon kleinere Eingriffe und vor allem nach einer Verletzung, musste ich das Vertrauen in meinem Körper wieder finden. Doch nach meiner Hirn-OP war vieles weg, gerade was Vertrauen in meinen Körper bedeutete. Schon in der Physio lernte ich wieder zu laufen, mehr und weiter, doch diese Bewegung topte das gute Gefühl noch. Die einfühlsame Begleitung nahm mir die Ängste, ich könnte es übertreiben. Mein Herz beschleunigte und siehe da, ich hielt es aus und sogar Schweisstropfen entstanden.
Im Verlaufe der Studie, also nach knapp 5 Wochen ging ich zweimal wöchentlich 30 Min. intensiv gehen od. noch einmal auf den Ergometer. Noch weitere Testungen in der Mitte und am Schluss zeigten ein erstes Mal einen kleinen Erfolg. Ich war kräftiger und mochte schneller laufen. Fragebögen gehörten auch dazu, es war halt eine Studie. Ich hatte zwar lange an so einem Bogen, aber ich sah auch dies als Aufgabe, statt für die Fitness, sondern halt für das Gehirn.
Ich weiss leider die Resultate der Studie (noch) nicht und es kam auch zu meinem Bedauern keine Sportgruppe zustande. Doch das Gefühl, dass man nicht machtlos ist, sich nicht schonen soll und die Angst so in Schach gehalten werden kann, half mir ungemein, auch heute noch. Das Schwimmen, das gelegentliche Joggen/Laufen, aber auch jeder Schritt auf einem Spaziergang, beim Einkaufen, Treppen steigen u.ä. geniesse ich unglaublich, tut mir gut.
Nicht zu vergessen ist auch das Yoga, da könnte ich ein ganzes Kapitel schreiben nur über dies, wenn es nicht schon so viel Texte und Bücher darüber gäbe. Nicht zufällig ist es oft auch ein Angebot bei div. Angeboten bei Krebs. Yoga war also bei mir ebenfalls wieder möglich nach der OP, ‘meine’ Yogalehrerin weiss um meine Geschichte und achtet feinfühlig auf meine Möglichkeiten.
Den Puls immer mal wieder hochtreiben und dann wieder runterkommen ist super und das Yoga eine perfekte Ergänzung.
Mir ist voll bewusst, dass nicht jede Patientin, jeder Patient das Glück hat noch über körperliche Fähigkeiten zu haben. Ich will auch nicht Gurumässig rüberkommen. Ich kann nur bestätigen, was auch an vielen Orten zu lesen ist, so auch u.a. auf Kurvenkratzer ;-), dass bei mir jeder Schritt, jeder Schwimmzug, aber auch intensivere Wanderungen und das Yoga unglaublich helfen psychische Tiefs auszugleichen, Glückgefühle zu bekommen und die Bestätigung etwas erreicht zu haben. Ich nehme es zufrieden an, solange ich noch kann.
Accept what is; let go of what was; and have faith in what will be.