Annette fragt… Anna Farris
Jung, fit, Lungenkrebs und die Frage nach dem Warum
Im November 2019 wurde mein Leben von heute auf morgen auf den Kopf gestellt. Ich bekam ich mit 35 Jahren die Diagnose Lungenkrebs. Mich beschäftigte vor allem die Frage nach dem Warum. War ich vielleicht sogar selber daran schuld, so krank geworden zu sein, ohne jemals geraucht zu haben? Was hätte ich vielleicht anders machen können, um nicht so krank zu werden? Als Mama einer 5-jährigen Tochter gingen meine ersten Gedanken zuerst zu ihr. Werde ich noch für sie sorgen können, wie wird es sein, ohne Mama aufzuwachsen, wer wird sich um sie sorgen, was wird sie später von mir denken und wird sie sich überhaupt noch an mich erinnern?
Das Krankheitsbild Lungenkrebs steht in engen Zusammenhang mit älteren Menschen, die geraucht haben. Was viele Menschen nicht wissen, ist, dass jeder, der eine Lunge hat, diese Krankheit bekommen kann. Es gibt unterschiedliche Formen von Lungenkrebs – eine davon ist der so genannte nicht-kleinzellige Lungenkrebs. Etwa 80 bis 85 Prozent aller Lungentumore sind diesem Typ zuzurechnen. Der nicht-kleinzellige Lungenkrebs wird wiederum in verschiedene Unterformen eingeteilt. Eine Unterform ist der ALK-positive nicht-kleinzellige Lungenkrebs, der sich durch das Vorhandensein einer bestimmten genetischen Veränderung in den Tumorzellen auszeichnet.
Aber ich fragte mich, wieso die Lunge? Gibt es dafür eine Bedeutung? Die Lunge steht für Austausch und Kommunikation. Ich las, dass es beim Lungenkrebs um das Thema mutige, offensive, entscheidungsfreudige Selbstverwirklichung ohne Ausreden und faule Kompromisse ging. War ich immer mutig, was die Kommunikation betrifft, war ich immer ehrlich mit Anderen und vor allen mit mir selbst oder war mein ganzes schönes Lebenskonstrukt vielleicht sogar ein fauler Kompromiss? Falsche Arbeit, falscher Posten, falscher Partner, falsches Leben? Hätte ich etwas daran ändern können, dass ich mit 35 Jahren eine unheilbare Erkrankung bekomme? Auf der Suche nach einem Umgang mit der Krankheit bin ich auf viele großartige Menschen gestoßen, auch auf Menschen, die mich zum Schreiben eines Buches inspiriert haben. In meinem Buch geht es um Angst und um Mut, sich der Angst zu stellen. Ich versuche nicht nur herauszufinden, warum ich Krebs bekommen habe, sondern wie ich mit Krebs mein zweites Leben selbstbestimmer, aktiver und mutiger gestalten kann.