Operation gelungen, Patient …
Operation gelungen, Patient …
…nicht tot, aber…
Zugegeben, etwas sehr überspitzt formuliert, dennoch beschreibt dieser sarkastische Ausdruck meine Erfahrungen bezüglich der zweiten Laserbehandlung letzte Woche.
Ich bin natürlich nicht gestorben. Dennoch war der gesamte Ablauf fast schon irrwitzig, wenngleich der Eingriff erfolgreich war.
Was war passiert?
Es fing damit an, dass meine OP auf den nächsten Tag verschoben werden musste, nachdem ich von morgens bis 15 Uhr nüchtern auf die OP habe warten müssen. Kann passieren, auch wenn mir vorher gesagt wurde, dass die drei OPs vor mir eigentlich kleine Eingriffe wären.
Am nächsten Morgen während der Visite wurde mir gesagt das die OP auf alle Fälle heute stattfinden wird und ich an zweiter Stelle stehe. Kurz nach der Visite wurde ich dann auch umgehend in den OP Vorbereitungsraum gebracht. Ich war gegen 8.15 Uhr dort. Allerdings kam ich erst kurz nach 13 Uhr in den OP-Saal . Ich lag also bereits über 4 Stunden, nervlich am Ende, in diesem Vorbereitungsraum. Kann passieren.
Nach zwei Stunden im Vorbereitungsraum habe ich gebeten meiner Frau über die Verzögerung Bescheid geben zu können. Schließlich hat sie mitbekommen das ich früh am Morgen abgeholt wurde. Der Anruf hat immerhin geklappt. Allerdings wurde sie nicht angerufen, nachdem ich mit der OP fertig war. Man gibt extra eine Kontaktperson an, welche nach der OP informiert werden soll. Das hat bisher auch immer geklappt. Dieses mal aber nicht. Das darf nicht passieren!
Ich kam dann nach der OP gegen 16 Uhr in mein Zimmer zurück. Ich wartete auf einen Arzt um Infos zum Verlauf der OP zu bekommen. Nachdem niemand kam, fragte ich bei der Pflege nach. Sie meinte heute kommt niemand mehr. Ich fragte überrascht nach und mir wurde dann gesagt das alle bereits auf der Weihnachtsfeier sind. Kann passieren.
Dann am nächsten Tag (Samstag), natürlich keine reguläre Visite, weil die Ärzte bereits im Wochenende waren. Gegen 9.30 Uhr kam dann endlich eine Ärztin und klärte mich über die OP auf. Ich bat um einen Entlassung an diesem Tag. Mir wurde der Katheter gezogen, ein Ultraschall gemacht und der künstliche Schließmuskel (Sphinkter) aktiviert. Dachte ich zumindest. Auf dem Weg nach Hause bemerkte ich aber das dieser undicht bzw nicht “richtig” aktiviert wurde. Kann passieren.
Jetzt bin ich erstmal inkontinent ohne wirklich darauf vorbereitet zu sein. Es ist Wochenende. Zum Glück hatte ich noch ein paar Einlagen, von vor dem einsetzen des künstlichen Schließmuskels vor 8 Jahren, übrig.
Am darauffolgenden Montag wollte ich spontan auf die Station fahren, um mir den Schließmuskel nochmal aktivieren zu lassen. Eigentlich ein Handgriff von nur ein paar Minuten. Zum Glück rief ich vorher an und der Stationsarzt meinte das ginge nicht! Ich muss dafür in die Poliklinik (ambulante Urologie). Termin aber erst in 4 Tagen möglich.
Ich bin enttäuscht und entsetzt. Inkontinent und nicht wissend ob der Schließmuskel durch den letzten Eingriff eventuell nicht auch beschädigt wurde, muss ich jetzt wieder warten.
Mein Frust und Ärger
Jeder einzelne Vorfall in dieser Geschichte kann natürlich passieren. Aber das es mich dieses mal so geballt trifft, ist sehr bedauerlich. Übel finde ich vor allem den Umstand der Weihnachtsfeier und der nicht-Informationen nach der OP. Ich habe, als ich nach der OP im Zimmer lag und die Tür noch offen stand, einen mir bekannten Arzt noch im Kittel gesehen. Er hielt es offensichtlich nicht für nötig mich zu informieren. Er hätte mir schließlich nur kurz mitteilen können das alles gut gelaufen ist und ich am nächsten Tag mehr Details erhalte. Völlig ok für mich. Mich aber uninformiert die Nacht dort liegen zu lassen, empfand ich als äußerst enttäuschend.
Und jetzt ganze 6 Tage nach dem verlassen der Klinik auf die Aktivierung des Schließmuskels warten zu müssen, toppt das ganze noch.
In dieser ganzen Geschichte gab es zudem unzählige Anmerkungen, Kommentare die auf mich wie Falschinformationen wirkten. Ich meinte einem Arzt und den Pflegern gegenüber, ich fühle mich wie bei der Deutschen Bahn: völlig intransparente und irreführende Informationen. Ein Beispiel dafür war die morgendliche Visite nach der ersten OP Verschiebung. Der Oberarzt fragte mich wie die OP verlaufen sei. Ich meinte sarkastisch: schmerzfrei. Grummeln und Grinsen bei den anderen Ärzten. Es gab dann die Bemerkung eines Arztes, das die OP verschoben werden musste. Der Oberarzt “was not amused”. Das war deutlich an seinem Gesichtsausdruck zu erkennen. Entweder weil es ihm mir gegenüber unangenehm war, oder weil er im Vorfeld nicht richtig gebrieft wurde. Ich vermute letzteres.
Mein Fazit
Am Ende ist natürlich der medizinische Eingriff zu bewerten – und dieser war immerhin erfolgreich. Dennoch bleibt bei mir ein Geschmäckle hängen. Ich werde diese Behandlung aller Voraussicht nach in Großhadern noch abschließen. Alle weiteren urologischen Eingriffe überlege ich mir dann aber woanders machen zu lassen.
Nachdem Prof. Stief, Chefarzt der Urologie, in ein paar Monaten in den Ruhestand gehen wird, kann es eigentlich nicht besser, sondern eher schlechter werden. Prof. Stief ist ein besonderer Arzt, dem ich mein Leben zu verdanken habe (nicht übertrieben). Er persönlich und seine damaligen Ober- und Assistenzärzte (Prof. Gratzke und Dr. Herlemann) waren nicht nur empathisch und standen mir in allen Belangen unterstützend zur Seite, auch noch nach der OP.
Wenn diese tollen Ärzte nicht mehr da sind und bereits heute diese Empathie nicht mehr “unten” ankommt, wie soll sich das dann noch zum positiven ändern?
Auch wenn am Ende hauptsächlich die Qualität des medizinischen Eingriffs zählt, so ist das drum herum nicht unterzubewerten. Der alte Kasten und die nicht sehr ansprechenden Zimmer auf der urologischen Station, tun ihr übriges. Man fühlt sich in die 70er Jahre zurückversetzt:-(
