Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Lymphom? Weitere onkologische Abklärung dringend notwendig….

Freitag, 02.08.2024

Seit wenigen Wochen beobachte ich eine verhärtete Stelle am rechten Hals. Eine Muskelverspannung? Das dachte ich zuerst und wartete ab. Als ich am Montag ohnehin mit meinem Sohn bei unserer Ärztin war, nutzte ich die Gelegenheit, um ihr den Knubbel am Hals zu zeigen. Sie drückte ein bisschen herum, stellte in paar Fragen und schickte mich zur Abklärung zum Ultraschall. Ich bekam 2 Tage später einen Termin und der Befund dauerte auch nicht lange. Meine Ärztin rief mich an und erklärt, dass ich ein CT machen muss und es wahrscheinlich sei, dass sie mich in weiterer Folge ins Krankenhaus schicken muss. Sie beruhigte mich, es sei noch alles offen. In mir stieg die Angst hoch und die leise Vorahnung, dass da irgendwas nicht stimmt….

Ich konnte tags darauf am Donnerstag zum CT und Freitag früh war der Befund schon da: „Lymphom? Weitere onkologische Abklärung dringend notwendig.“

Meine Ärztin bestellte mich für den Freitagvormittag in die Ordination, mein Mann hatte Urlaub und kam vorsorglich mit. Der Gesichtsausdruck von der Ärztin sprach Bände. Leider müsse sie uns die Nachricht überbringen, dass es sich höchstwahrscheinlich um Lymphdrüsenkrebs handelt. Sie suchte nach den richtigen Worten, wollte nichts Falsches sagen und es uns schonend beibringen. Aber wie soll das überhaupt gehen?

Ich nahm diese Info erstmal zur Kenntnis – mein Gehirn musste das verarbeiten. Es gäbe mehrere Varianten von Lymphdrüsenkrebs und der nächste Schritt ist, im Krankenhaus weitere Abklärungen zu machen. Dann erst wisse man, welche Variante bei mir ausgebrochen ist und wie der Therapieplan aussieht. Sie gehe aber davon aus, dass ich „vom Schlimmen das Beste“ habe und die Heilungschancen gut bis sehr gut sind.

Das Wort Heilungschancen marterte in meinem Gehirn – das heißt wohl im Umkehrschluss, dass eine Heilung nicht sicher ist. Die Tränen schossen und gleichzeitig die Fragen im Kopf.

Die Ärztin hat sich über eine Stunde Zeit genommen, sie war sehr einfühlsam, hat mir versichert, dass ich jede Hilfe bekomme die ich brauche, dass ich jede Zeit bekomme, die ich brauche und dass es auch in Ordnung sei, mal NICHT zu einem vereinbarten Termin zu kommen, auch wenn jemand mit mir rechnet – ich hätte auch nicht mit dieser Diagnose gerechnet.

Sie hat uns einige Nummern aufgeschrieben, das Krisentelefon und die Krebshilfe; und auch, dass wir psychologische Hilfe in Anspruch nehmen können. Ich könne die Behandlung gerne im nächstgelegenen Krankenhaus machen, die Ärzte dort stehen wohl in engem Kontakt mit einem größeren Krankenhaus, wo ich einige Jahre zuvor wegen meiner vergrößerten Milz in Behandlung war. Jeden Donnerstag haben die Ärzte eine Besprechung, wo alle onkologischen Fälle besprochen werden. Danach wird sich das Krankenhaus bei mir melden und einen Termin vereinbaren.

Also erstmal abwarten….

Wir setzten uns ins Auto und lagen uns weinend in den Armen. Ich sprach meine größte Angst aus: dass die Kinder keine Mama mehr haben! Was für ein Satz! Aber sobald das ausgesprochen war, kam der Kampfgeist. Wir sagen uns noch im Auto, dass nun ein neuer Alltag auf uns zukommen wird. Wir werden nehmen was kommt und da beide durchmarschieren!

Zuhause angekommen hatten wir noch etwas Zeit für uns, bevor die Kinder nach Hause gekommen sind. Wir aßen eine Kleinigkeit, immer wieder rollen die Tränen. Viele Fragen gingen mir durch den Kopf, unser erster Urlaub am Meer stand kurz bevor – wie sollen wir das den Kindern erklären?

Meine Tochter fragte, was nun mit dem Knödel am Hals sei. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass etwas nicht stimmt. Ich war planlos; wie soll ich etwas erklären, dass ich selber noch nicht einordnen kann…

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