Wechselbäder od. Achterbahn
Wechselbäder od. Achterbahn
05.08.25
Diese Wechselbäder meiner Gefühle sind wirklich anspruchsvoll.
Ich denke an das vergangene Wochenende. Ich war unterwegs mit unserer Alphorngruppe und bin immer noch etwas geflasht von diesem Erlebnis.
Was als Idee am letzten Treff unserer Gruppe beim Nachtessen startete, wurde konkret und am Samstag 02. August wurde ich mit meinem Alphorn im Gepäck von einem Hugo, wie ich unsere Teilnehmer der Gruppe hier im Blog nenne, abgeholt. Das Gespräch floss, wir haben uns viel zu erzählen und freuen uns auf den folgenden Tag, wo wir auf der Engstligenalp spielen wollen. Ich war mal wieder nervös, wie eigentlich immer seit meiner OP, seit meiner Krankheit, wenn es ums Wegfahren geht. Ich habe ständig das Gefühl, etwas zu vergessen, kann nichts wirklich auf etwas konzentrieren.
Ich wirbelte durch die Wohnung und fragte mich, warum ich mir das antue. Mein Mann und eine Freundin bestärkten mich, dass ich da mittun soll, ich freute mich und eigentlich wird es mir guttun.
Wenn ich erzähle, was mich bewegt, wenn ich weggehen sollte, wird mir gerne bestätigt, dass es ihnen auch so gehe, dass dies normal sei und jede und jeder kann mit Beispielen aufwarten. Ich selber habe früher auch so reagiert und teilweise tröstet es mich auch. Doch ein Rest in mir merkt, dass es doch anders ist, dass ich weinen könnte und ich am liebsten unter die Decke kriechen will. Ich bin froh, dass ich noch die Kraft habe mich dagegen zu wehren und nun mit Freude an dieses Wochenende zurückdenken kann.
Am Samstag trafen wir uns bereits und gemeinsam gingen wir essen, 4 Hugos sind wir bereits, 2 Partnerinnen sind auch dabei. Es wurde lustig, ich konnte mich voll einlassen auf die Gespräche, genoss die gute Stimmung, auch wenn ich nach der Fahrt und dem ersten Treffen vor dem Essen noch Kopfschmerzen bekam und von den Eindrücken recht überfordert war.
Fast schon wie gewohnt, war ich zuerst eine Stunde zu früh, weil ich die Zeiten falsch gespeichert habe. Zum Glück hatte ich mich früh entschlossen das Angebot eines Hugos und seiner Frau nicht anzunehmen und für mich ein Hotelzimmer buchte. Niemand hinterfragt meine Entscheidung, was wohltuend war. Die Stunde bis zum wirklichen Treffen nutzte ich, mich hinzulegen und etwas zu ruhen. Auch wenn ich nicht schlief, schloss ich die Augen und versuchte ich mich zu entspannen. Ich spürte die Reizüberflutung und das Hinlegen ist für mich der beste Weg zur Ruhe zu kommen. Auch so eine Erfahrung aus der Zeit nach der OP, früher nannte man es Nickerchen, heute Power Nap.
Der Tag am Sonntag selber war überwältigend!
Zwei weitere Hugos kamen bei der Talstation dazu und zu sechst beschallten wir die Alpen auf der Engstligenalp. Ich kann es immer noch nicht fassen, ich war glücklich wie schon lange nicht mehr und die Erinnerung an diesen Tag lassen mich fast weinen. Den Abend verbrachte ich alleine, ich war so müde, aber es war ok. Der Tag war so erfüllend, dass es keine Rolle spielte. Ich kann zum Glück auch gut alleine sein, eine Ressource, die ich schon länger habe und mir nun hilft, wenn ich nicht mehr so kann, wie gewollt. Die Hugos, die auch noch bis Montag blieben, rsp. in Adelboden ferienhalber wohnen, verbrachten den Abend zusammen. Ich konnte mich für sie freuen, es entlastete aber auch zu erfahren, dass sie ebenfalls recht müde gewesen seien.
Zwei Hugos haben mir im Verlaufe der Tage und der Fahrt von ihren Erfahrungen mit Hirnverletzungen erzählt. Ihre Erzählungen beeindruckten mich und ich konnte mich gut in sie einfühlen, auch heute noch. Ich bin nicht alleine mit meinen Erlebnissen, ihre positive Kraft, die sie ausstrahlen um mit solch einem Schicksal umzugehen, bestärken auch mich und ich bin dankbar, dass sie mir dies anvertrauten.
Am Montag lassen wir die Hörner vor der Abfahrt nochmals ertönen. Es macht so viel Spass, Glück und Erschöpfung waren nahe beieinander. Ich liess die Gefühle zu, ausser dem Weinen, das mach ich dann lieber alleine zu Hause. Doch das Eine, also das Glück und die Freude, gibt es nicht ohne das Andere. Wenn ich das Glück zulassen möchte, dann folgt oft auch der Crash danach. Trotzdem war es einmal mehr der Wert, wer die Türe öffnet, muss mit Gästen rechnen, auch mal die ungeliebten
Accept what is; let go of what was; and have faith in what will be.