Wehmut und Zuversicht
Wehmut und Zuversicht
21.09.2025
Der September geht seinem Ende entgegen. Wehmut beschleicht mich. Eigentlich liebe ich diese Zeit, in welcher es nicht mehr so heiss ist, die Sonne aber noch Kraft hat und man noch baden gehen kann.
Doch der Herbst naht und der Spätsommer bedeutet für mich immer auch Abschied. Das Schwimmbad schliesst seine Türen, die Seen und Flüsse sind langsam wieder zu kalt, die Tage werden deutlich kürzer. Wenn der Herbst mit seiner Pracht mal da ist, geht es wieder. Aber der Übergang macht mich wehmütig, schon als Kind ging es mir so.
Letztes Jahr war es anders. Wie ich in einem vergangenen Bericht erwähnt habe, waren die ersten drei Wochen nach dem Knockout recht unbeschwert. In der Ferne sah ich den Beginn der Therapie, doch das beschäftigte mich noch nicht so. Ich fühlte mich wieder so lebendig, dankbar und motiviert.
Dieses Jahr ist es wieder wie früher. Ich brauche Kraft mich der Wehmut entgegen zu stellen. Wobei ich es auch zulassen darf, es ist ein Teil, der eigentlich dazu gehört.
Tränen stellen sich bei mir nun viel schneller ein. Ich habe im letzten Jahr gefühlt mehr geweint als in meinem restlichen Erwachsenenleben.
Es tut gut zu hören u. lesen, dass es anderen Krebskranken auch so geht. Auch wenn es in der Situation nicht angenehm ist, hat es was Tröstendes zu wissen, dass man nicht alleine ist. Ich lasse es zu und schmecke das Salz auf meinen Lippen. Langsam komme ich wieder in einen Atemrhythmus und beruhige mich. Ich versuche an die Ferien zu denken, an andere wunderbare Momente, an meine Liebsten.
Was wie eine platte Weisheit auf einem Zuckerbeutel tönt, hat trotzdem seine Berechtigung. Wo die Sonne scheint, gibt es Schatten. Ich ergänze für mich, da wo Schatten ist, scheint auch irgendwo die Sonne.
Ich atme ein und aus und beginne zu schreiben. So wie die Sonne da ist, ist auch meine Kraft da und so wie es Schatten gibt, sieht man den Weg gerade nicht und die Angst will sich ausbreiten. Doch ist die Sonne irgendwo, wächst die Kraft wieder und Zuversicht stellt sich erneut ein. Manchmal langsamer, manchmal etwas schneller.
Heute ist es das Frühstück, das auf mich wartet, das frische Brot, die selber gemacht Konfitüre, der belebende Tee. Morgen wird es was Anderes sein, doch lieber Kaffee, frisch geröstet…
PS: Abends bin ich dann noch durch den Regen gelaufen. Ich war tropf nass als ich wieder zu Hause war, aber ich habe ‘gefühlt’, das Leben pulsiert noch
Accept what is; let go of what was; and have faith in what will be.