Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Der Schein trügt

Hallo zusammen,

dass bin ich darf ich mich vorstellen ich bin Julia damals 38 Jahre alt in der Höchstform meines Lebens. Wie die meisten Menschen mag ich mich nicht so auf Fotos. Auf diesem mochte ich mich. Ausnahmsweise, gerade hatte ich 15 Kilo abgespeckt und fühlte mich eigentlich gut. Wie mein Titel schon sagt der Schein trügt. An diesem Wunderschönen Sommertag war ich schon Tot krank und fühlte mich doch Quicklebendig. Acht Wochen später sollte mich die Diagnose Brustkrebs einholen. Völlig aus dem Nichts wurde ich mit der Endlichkeit meines Lebens konfrontiert. Ein minikleiner Knoten den ich an einem wunderschönen Sommertag in meiner rechten Brust ertastete wollte mir zeigen wie sehr das Leben am seidenen Faden hängt. Sofort wusste ich es ist nichts Gutes, ich weis nicht warum aber man hat so ein inneres Alarmsystem. Zum Glück. Die kleine Murmel die ich an meiner Handinnenfläche spürte trieb mir vor fast 3 Jahren den Schweiß aus den Poren. Immer wieder fühlte ich nach im liegen, im stehen. Da war ein kleiner harter Knubbel. Vielleicht ist es auch in der linken Brust? Nein Fehlanzeige. Da war definitiv nichts! Einige Stunden hielt ich es aus bis ich meine Entdeckung meinem Mann zeigte. Er war noch recht gelassen, meinte das ist bestimmt harmlos. Wenn es mich aber beunruhigte müsse ich es morgen abklären lassen. Beunruhigte war gar kein Ausdruck. Mein inneres Alarmsystem war schon Dunkelrot und die Sirenen in meinem Kopf schrillten.

Aber wieso habe ich mir eigentlich immer wieder an die Brust gefasst? Seit Tagen hatte ich an der Stelle ein kleines Zwicken, da hat er wohl zugebissen der Krebs. Allerdings ziemlich tief drin. Da ich eine recht große Brust habe hatte ich mehr als Glück. Die kleine Murmel war recht tief im Gewebe. Hätte ich nicht so tief reingedrückt wäre er noch länger unentdeckt geblieben. Aber an diesem Tag empfand ich kein Glück, sondern tiefe Angst packte mich im Würgegriff und würde mich so schnell nicht mehr los lassen.  Wie konnte das sein ich war doch erst vor zwei Monaten bei der Vorsorge? Der Abend und die Nacht wurden zur Qual ich machte das was man nicht tun sollte! Ich Googelte was das Zeug hielt und erhielt trotzdem keine Antwort.

Es war Sonntagabend am nächsten Tag sollte der  erste Lockdown beendet werden. Wieder ein Stück Normalität für alle während bei mir das Chaos ausbrach. An Schlaf war nicht zu denken. Gerädert stand ich auf am nächsten Tag. Ich war gereizt von der Angst, dem Schlafmangel dem unbehaglichen Gefühl in  meiner Magengrube. Ich beschloss es erst Mal zu ignorieren und zur Arbeit zu gehen. Es kann nichts sein ich bin jung, ich fühl mich gut ich bin gesund! Punkt!

Und wieder der Schein trügt!!

Zwei Stunden hielt ich die Fassade aufrecht bis ich es nicht mehr aushielt, meinen Kolleginnen bescheid sagte ich müsse telefonieren und mit meinem Handy auf der Toilette verschwand. Wie durch eine Fügung ging in der Frauenarztpraxis gleich jemand ans Telefon. Das gab es fast nie. Ich schilderte meine Entdeckung. Am besten ich käme gleich. Mein Mund wurde trocken, Scheiße. Aber gut so wüsste ich bald das es etwas harmloses sei, dachte ich mir. Der Gedanke klang wenig überzeugend. Ich gab den Kollegen bescheid. Noch nie kam mir die zwanzig Minuten zum Arzt so lange vor. Dann war ich da, meldete mich an und da saß ich im Wartezimmer. Gegenüber einer Hochschwangeren Frau, Freud und Leid können so eng beieinander sein. In ein paar Augenblicken wird sie ein Blick auf ihr Baby erhaschen können. Und ich? Endlich, endlich wurde ich aufgerufen. Meine Frauenärztin war verwundert sie waren doch erst vor kurzem da. Ja erwiderte ich und berichtete von meinem Fund in der Brust. Ich zeigte ihr die Stelle. Dann kam die Reaktion:” ja das ist etwas!” Wieder Herzrasen. Wieso sagt sie nicht das ist was harmloses, deshalb bin ich doch gekommen. Um das zu hören. Stattdessen hörte ich wir machen einen Ultraschall. Wie im Nebel lag ich auf der liege. Sie zeigte mir den kleinen dunklen Fleck. Wie in Watte hörte ich:” Ich will ehrlich sein, dass sieht nicht gut aus! Das sieht nach einem Tumor aus, Krebs! Dann hörte ich nur noch Stanzbiopsie, Mammographie. Ich weinte und das Loch der Angst wie ich sie noch nie empfand verschlang mich.

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