Annette fragt… Anna Farris
Die zweite Meinung, neue Ärztin, neues Glück?
Mit Wut und Ärger im Bauch saß ich zu Hause und suchte verzweifelt eine neue Klinik. Denn wie du schon in den letzten Blogeinträgen gelesen hast, hatte ich irgendwie kein gutes Händchen bei meiner ersten Klinikwahl.
Jetzt wollte ich schlauer sein und durchforstete das Internet auf der Suche nach dem Arzt oder der Klinik, die dann hoffentlich auch meine letzte Wahl waren. Es kam für mich keine Klinik ohne Zertifikat in Frage, obwohl die Letzte das auch hatte, aber viel gebracht hatte es ja nicht. Der Entfernung sollte auch nicht so groß sein, wer will schon immer wieder für die ganzen Termin so weit fahren.
Dann fand ich eine kleine Klinik mit vielen guten Bewertungen. Ich nahm das Telefon in die Hand und rief dort im Brustzentrum an. Die Schwester war sehr nett, ich erzählte ihr grob was ich durchgemacht hatte und fragte Sie wie sie das denn dort handhaben würden. Sie gab mir einen kurzen Einblick und verwies mich an eine nette Ärztin in ihrem Brustzentrum. Da ich wenig Zeit zu verlieren hatte, verabredeten wir schnellstmöglich einen Termin. Sie sagte mir noch welche Unterlagen ich zu dem Termin mitbringen sollte und ich verabschiedete mich, mit einem besseren Gefühl, von ihr.
In der Klinik angekommen, war ich natürlich sehr nervös. Die nette Schwester vom Telefon war auch dort und nahm mich mit meinen ganzen Papieren, die ich von den vorherigen OP`s hatte, auf. Sie konnte sich auch sofort daran erinnern, wer ich war, denn so eine Geschichte hatte Sie vorher noch nie gehört.
Ich nahm im Wartezimmer platz und das Herzklopfen wurde spürbar schlimmer. Die Ärztin rief mich in das Behandlungszimmer. Sie sah nett aus, war zuvorkommend und hörte sich meine Geschichte an. Mit ihrer offenen und herzlichen Art hatte sie schon mal einen Pluspunkt bei mir gesammelt.
Sie erklärte mir meine Optionen:
- ich könnte die Klinik wechseln
- eine weitere OP müsste erfolgen
- da schon so viel an meiner Brust herumgeschnitten wurde, müsste ein Schwenklappen eingesetzt werden, da sonst eine riesige Delle in der Brust vorhanden wäre und das kosmetische Auswirkungen hätte
- Bestrahlung stünde nach der OP an
- Antihormon-Therapie, lt. Tumorkonferenz
- Sie würde einen Gen-Test empfehlen
Mein Kopf war voll mit den ganzen Informationen die ich den letzten Minuten erhalten hatte. Ich hatte das erste Mal das Gefühl verstanden zu werden, alle wichtigen Details zu bekommen, jemanden vor mir zu haben der einen Plan hatte und ihn mir auch mit Zeit und Verständnis nahe bringen konnte.
Mit dem guten Gefühl, willigte ich ein in dieses Brustzentrum zu wechseln und mich von ihr behandeln zu lassen.
Die nächsten Schritte kamen dann gleich Schlag auf Schlag. Sie schaute in ihren Plan, wann denn die nächste und hoffentlich letzte OP erfolgen könnte. Danach ging ich mit einem besseren Gefühl und einem neuen Termin, für eine weitere OP, nach Hause.
Mein Appell an dich:
Du hast das Recht auf eine zweite Meinung.
Schreib dir, vor einem Arztgespräch, deine Fragen auf! In der Aufregung vergißt man so schnell was.
Lass dir alles ganz genau erklären und sollte etwas unklar sein, dann frag nochmal nach.
Nimm dir ein zweites Paar Ohren mit, in Form von einem Familienmitglied oder einer dir nahestehenden Person.
Und das aller Wichtigste: Wenn dir dein Bauchgefühl sagt, dass du da nicht gut aufgehoben bist, dann bitte verändere was.
Am Ende ist es Dein Leben, Deine Gesundheit und das sollte dir den Aufwand Wert sein!
Bis bald!
*Titelbild von Amanda Sandlin auf Unsplash