Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Warum trägst du im Haus eine Mütze? Kinder fragen, ich antworte

Kinder sind neugierig, Kinder haken nach, Kinder wollen alles genau wissen. Kinder stellen direkte und auch ganz praktische Fragen. Egal, ob es um Tiere, das Wetter oder um so eine komische Krankheit mit dem Namen „Krebs“ geht. Im folgenden Text stelle ich Fragen meiner eigenen drei Kindern und deren Besucherkindern und meinen Schülerinnen und Schülern und natürlich auch meine Antworten darauf vor. Ich glaube, dass so mancher Erwachsene das ein oder andere genauso gern wissen möchte, sich aber nicht trauen würde, die Frage in der Form einer oder einem Krebskranken zu stellen. Hier habt ihr die einmalige Chance, still und unbemerkt alles zu erfahren!

Zurück auf der Schulbank

Außer ein paar zufälligen Treffen im Supermarkt hatte ich den Großteil meiner Schülerinnen und Schüler seit meiner Diagnose, also über ein halbes Jahr, nicht mehr gesehen. Deshalb freute ich mich sehr, als meine Chefin mich fragte, ob ich nicht Lust hätte, einen Besuch in der Schule abzustatten. Die Chemo geschafft, die Leukozyten im (unteren) Normbereich, die Schülerinnen und Schüler tatsächlich live zurück im Präsenzunterricht (Dank kleiner Schule und Eigeninitiative sind alle jeden Tag für ein paar Stunden anwesend. Ich verneige mich vor meiner superengagierten Schulleiterin!) und meine Sehnsucht nach den kleinen wissbegierigen riesengroß. Logo, dass ich sofort zusagte.

Meine Kolleginnen kündigten den Klassen lediglich einen Überraschungsgast an und so staunten die knapp 20 „Erdmännchen“ und ebenso viele „Affen“ nicht schlecht, als da plötzlich die Frau Holl vor ihnen saß.

Die Mehrzahl der Kinder freute sich sichtlich, dass ich da war. Ein paar wirkten etwas irritiert, vielleicht wegen des Beanies, vielleicht auch einfach, weil mein Erscheinen so plötzlich kam. Aber recht schnell legte sich diese Unsicherheit, wohl weil sie merkten, dass ich gar nicht so anders war als früher, dass ja eigentlich nur die Haare, ein paar Wimpern und Augenbrauen fehlten. Gehen, reden, sitzen und lachen kann Frau Holl noch genauso wie im letzten Herbst!

Die Kinder durften mir in zwei coronakonformen sehr grooooooßen Sitzkreisen sämtliche Fragen stellen, die ihnen auf den Nägeln brannten. Ich erzählte ihnen quasi als “Lehxpertin”, einem Mischwesen aus ihrer Lehrerin und einer Expertin, die in den Unterricht kommt, etwas von mir, meinem jetzigen Leben und dem krebsigen Wesen. Habt vielen Dank für eure Offenheit und Neugier! Es war herrlich erfrischend, was ihr alles wissen wolltet.

Im Gegenzug erzählten die Mädels und Jungs natürlich auch von sich, ihrem Leben im Lockdown, den Neuerungen in der Schule (Da gibt es plötzlich viele neue Regale und einen neuen Kunstlehrer.). Außerdem gab es viele Berichte von Verletzungen, der mehr oder weniger schlimmen Art, die ihnen wohl angesichts meines Krebses als ähnlich schmerzhaft-schlimm und erzählenswert vorkamen.

Ihr armen Mäuse, wie oft habt ihr euch doch geschnitten, angestoßen, aufgeschürft! Sogar im Krankenhaus war die eine oder der andere von euch schon, oje! Wie schlimm auch die diversen Verletzungen eurer Papas und Opas, von denen ihr berichtet habt!

Sehr berührend war außerdem, wie viele von ihnen durch Omas, Opas, den Papa oder andere Verwandte schon mit der Krebskrankheit in Berührung gekommen waren. Es stimmt tatsächlich: Wenn wir über Krebs reden, reden wir über uns. Über uns alle.

Der Besuch in der Schule war ein herrlich-schöner Moment, den ich sehr genossen und auf jeden Fall in die Glücksmomente-Sammlung meiner Krebsreise aufnehmen werde (siehe Blogtext Glücksmomente auf meiner Krebsreise). Damit auch die Kinder etwas von mir in ihrer Erinnerung behalten werden, bekam jeder einen schutzengelhaften Gruß von mir.

Ehrlich und konkret

Forschungsergebnisse und Studien zeigen, dass Kinder mit der Erkrankung eines Elternteils oder einer ihnen nahestehenden Person gut zurechtkommen und oftmals sogar gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen, wenn offen mit ihnen darüber gesprochen wird. Kinder möchten Bescheid wissen, möchten wissen, was um sie herum geschieht.

Ich kann mir vorstellen, dass Eltern oft einen sehr großen Druck fühlen, alles richtig zu machen, wenn sie ihren Kindern von ihrer Krebserkrankung erzählen. Vielleicht bist du selbst betroffen und schiebst das erste Gespräch darüber immer wieder auf? Aus meiner Erfahrung heraus rate ich dir dazu, diesen Schritt so schnell wie möglich zu wagen und mit deinem/n Kind/ern offen zu sprechen. Dann fühlt/en e/sie sich sicher und kann/können sich in seiner/ihrer Welt einrichten. Andernfalls reimt/en es/sie sich Dinge zusammen, entwickelt/n Fantasien und Ängste und gibt/geben sich im schlimmsten Fall selbst die Schuld an deiner Erkrankung.

Vielleicht helfen meine Tipps zum Umgang mit Kinderfragen dir und anderen betroffenen Leserinnen und Lesern?

  • Du musst nicht alles über deine Krankheit erzählen. Halte zurück, was dich selbst (noch) zu sehr belastet oder was du für dein/e Kind/er zu belastend findest.
  • Alles, was du erzählst, muss wahr sein. Also sage lieber „Ich hoffe, dass die Medizin mir hilft.“ als „Ich werde auf jeden Fall gesund.“
  • Passe deine Erklärungen an das Alter deines/r Kinde/r an. Verheimliche aber bitte auch einem sehr kleinen Kind nicht, dass etwas anders ist. Vor allem diese Menschlein erfahren über deine Mimik, Gestik und dein Auftreten so viel. Fülle das unbedingt mit Worten!
  • Versprich deinem Kind deshalb nichts, was du nicht hundertprozentig halten kannst, sondern bleibe realistisch. Nicht: Ich mache die Chemo und die Bestrahlung und dann werde ich bestimmt ganz alt.“ Sondern: „Ich hoffe, die Möglichkeiten der Behandlung und das, was ich tun kann, werden mich wieder gesund machen.”
  • Du hast eine potentiell lebensverkürzende Krankheit. Deshalb sitzt der Tod auf jeden Fall immer irgendwie mit im Raum. Thematisiere ihn nur insoweit du dich selbst damit wohlfühlst. Wäge je nach dem Grad deiner Erkrankung und dem Alter deiner Kinder + ab, wie detailliert und zeitlich genau du berichtest.
  • Lass diesen Part ggf. von einer anderen Person übernehmen, wenn es dich selbst überfordert.
  • Du darfst gern vor deinem/ Kind/ern weinen. Versuche aber, dein Gefühlswirrwarr nicht völlig ungefiltert auf es/sie einprasseln zu lassen. Das mutest du besser einem Erwachsenen oder deiner/m Therapeut/in zu.
  • Verniedliche oder beschönige nichts, lass aber zu gruselige Details bei (einem) jüngeren oder sehr sensiblen Kind/ern lieber weg.
  • Gib offen zu, wenn du etwas nicht beantworten kannst, anstatt eine ungenaue oder gar falsche Antwort zu geben.
  • Versuche, wann immer es geht, deine Worte mit Bildern und Taten zu verbinden. Zeige Fotos aus der Klinik oder lass deine Narben betrachten, nimm dein/e Kind/er mit in die Arztpraxis oder lass es/sie dich im Krankenhaus besuchen, sofern das erlaubt ist. Ich konnte das meinen Kindern coronabedingt ja nicht ermöglichen.
  • Sei nicht traurig, wenn dein/e Kind/er zunächst nur wenig wissen möchte/n. Vielleicht muss sich alles erst setzen lassen. Viele Fragen ergeben sich mitunter auch erst wenn sich der Alltag ganz konkret verändert, weil du häufiger zum Arzt musst, schwächer wirst oder die Babysitterin/der Babysitter häufiger kommt als sonst.
  • Versichere deinem/n Kind/ern, dass es/sie jederzeit mit seinen/ihren Fragen auf dich zukommen kann/können, auch später noch.
  • Hast du das Gefühl, dass du selbst und/oder auch dein/e Partner/in es nicht schaffst/schafft, deinen Kindern alle Fragen zu beantworten, dann suche dir professionelle Unterstützung durch eine/n Therapeuten/in, eine/n Psychonkonkologin/en oder eine Beratungsstelle.

Wenn du noch immer unsicher bist, wie du das Gespräch mit deinem/n Kind/ern anpacken sollst und ob das tatsächlich nötig ist, dann möchte ich dir ein Interview mit Anita Zimmermann ans Herz legen. Sie arbeitet bei „Flüsterpost e.V.“ (https://kinder-krebskranker-eltern.de/ )

, einer Beratungsstelle zur Unterstützung von Familien, in denen es ein krebskrankes Elternteil gibt. Sie macht auch Kindergarten- oder Schulbesuche und auch ich selbst hatte mehrfach superherzlichen Kontakt mit ihr.

Ich finde, sie bringt darin ziemlich gut auf den Punkt, warum es wichtig ist, auch schon mit den Kleinsten über den Krebs zu sprechen.

https://www.baby-und-familie.de/Erziehung/Mit-Kindern-ueber-Krebs-sprechen-553575.html

Krebs ist eine "Familiendiagnose". Kinder haben ein Recht auf Information.
- Anita Zimmermann, "Flüsterpost e.V."

Wenn Sie es einem Sechsjährigen nicht erklären können, verstehen Sie es selbst nicht.

Das Motto Albert Einsteins war und ist Richtschnur für die Antworten, die ich meinen Schülerinnen und Schülern, den drei Goldschätzen und ihren Freunden gab und gebe. Die Erklärungen sind fachlich so genau wie möglich und dennoch so kindgerecht wie nötig. Ich denke, in der Form sind sie für Grundschulkinder und auch für Leute im Alter des Teeniemädchens ausreichend.

Ich habe mich inhaltlich teilweise am Buch von Dr. Roxana Herlofsen „Wie ist das mit dem Krebs?“ orientiert, deren bildhafte Erklärungen ich sehr treffend finde. Hier ein interessantes Interview mit ihr:

https://www.thienemann-esslinger.de/blog/sarah-herlofsen-im-interview

Warum heißt die Krankheit „Krebs“?

Der Name kommt aus dem Griechischen: Karkonos = Krebs. Der Arzt Hippokrates, der 460 v. Chr. bis 370 v. Chr. in Griechenland lebte, entdeckte er bei Untersuchungen Schwellungen unter der Haut. Beim Ertasten erinnerten die ihn an Krebse, die sich in den Sand eingruben. Außerdem fühlten die Schwellungen sich im Vergleich zur Haut drumherum hart an, also wie ein Krebs im weichen Sand. Nicht zuletzt ähneln Tumore (vor allem solche in der Brust) vom Aussehen her an Krebsbeine.

Bestimmt erkennt ihr die Verwandtschaft des Wortes „Mamakarzinom“ für den Tumor in meiner Brust mit dem Wort „Karkanos“.

Woher kommt der Krebs?

Wüssten wir Erwachsenen darauf eine Antwort, dann gäbe es wohl zwischenzeitlich keine Krebserkrankungen mehr. Es gibt verschiedene Erklärungsansätze – krebserregende Stoffe in Kosmetika, ein ungesunder Lebensstil mit Rauchen, Bewegungsmangel und Übergewicht, Strahlenbelastung, Giftstoffe in Lebensmittel. Die spannendste Erklärung, die ich gefunden habe, war die, dass unter den Brustkrebspatientinnen mehr linkshändige Frauen (

https://www.sueddeutsche.de/panorama/ueberraschendes-risiko-linkshaenderinnen-erkranken-haeufiger-an-brustkrebs-1.681238). Ob es bei mir zu viele verkohlte Grillwürstchen, ein acetonhaltiger Nagellack, die Fläschchenmilch in meiner Kindheit oder einfach nur ein doofer Zufall, eine blöde Laune der Natur war, werde ich leider nie herausfinden. Eine Begründung fällt von vornherein raus: Ich bin Rechtshänderin.

Was macht der Krebs in deinem Körper?

Stell dir vor, dein Körper wäre ein Puzzle. Jede Zelle ist ein Puzzleteil. Vielleicht ist eines davon etwas zerknickt oder ein anderes Teil fehlt? Das macht eigentlich nichts, weil du das Puzzlebild dennoch erkennen kannst. Je mehr Teile aber kaputt sind oder fehlen, desto unschöner wird das Bild und irgendwann sieht es gar nicht mehr schön aus.

Genauso ist es auch mit meinem Krebs: Ein kaputtes oder fehlendes Krebszellenpuzzleteil macht noch nichts. Aber da die sich sehr schnell teilen, geht immer mehr in meinem Körperpuzzle kaputt. Nach einem Tag fehlen schon zwei, nach einem weiteren schon vier, nach nochmal einem schon acht, dann schon 16 und nach kurzer Zeit würdest du gar nichts mehr erkennen, weil mein Körper voller Krebszellen wäre.

Ganz wichtig Niemand hat Schuld am Krebs, weder die erkrankte Person noch die Angehörigen, also auch nicht die Kinder!

Bist du ansteckend?

Definitiv nicht! Krebs ist zwar teilweise vererblich, wird aber nicht wie ein Magen-Darm-Infekt, ein Husten oder auch Corona auf andere übertragen. Du kannst also weiterhin ganz viel mit deiner krebskranken Mama kuscheln und ganz nah an deine krebskranke Lehrerin herankommen (An letztere aktuell nur mit Mundschutz, aber das liegt ja an Corona und nicht am Krebs.). Das freut mich sogar!

Kannst du an deinem Krebs sterben?

Wenn ich nichts dagegen unternehme, dann ist das leider möglich. Aber ich habe das große Glück, dass mein Krebs ganz früh gefunden wurde. Der Knoten in meiner Brust war noch sehr klein und im Rest des Körpers war noch keine Krebszelle zu finden.

Nun werde alle Möglichkeiten, die die Ärztinnen und Ärzte mir anbieten, wahrnehmen, um diesen doofen Krebs zu bekämpfen und wieder ganz gesund zu werden. Außerdem werde ich in Zukunft sehr gut auf mich achten, mich noch gesünder ernähren, genau lesen, was in den Cremes so drinsteckt usw..

So kann ich das Risiko, also die Gefahr, dass der Krebs zurückkommt, so klein wie möglich halten. Leider kann es dennoch sein, dass er irgendwann zurückkommt.

Wie hast du gemerkt, dass du Krebs hast?

Ich selbst habe das gar nicht gemerkt! Das war mein Frauenarzt. Der hat bei einer Untersuchung mit einem Ultraschallgerät, das auch Bilder von Inneren deines Körpers machen kann gesehen, dass in meiner Brust ein kleines Pünktchen ist, das da eigentlich nicht hingehört.

Wäre ich nicht beim Arzt gewesen, dann hätte ich irgendwann bemerkt – vielleicht wenn ich mich beim Duschen eingeseift hätte -, dass da irgendetwas in meinem Busen ist, das da nicht hingehört. Das hätte sich dann so angefühlt wie ein kleines Kieselsteinchen. Das spürte ich nach einer Untersuchung, bei der mein Tumor angepiekst worden war (Biopsie).

Bei anderen Krebsarten bekommen die Patientinnen oder Patienten Schmerzen an der Stelle, an der der Tumor sich eingenistet hat oder sie haben eine Schwellung seitlich am Hals (Lymphknoten). Aber nicht immer, wenn etwas im Körper anschwillt, ist das Krebs! Manchmal ist es auch einfach ein dicker Mückenstich oder eine entzündete Wunde.

Wo warst du, als du vom Krebs erfahren hast?

Ich saß im Sprechzimmer meiner Ärztin, Frau Dr. F., in der Helios-Klinik auf einem weißen Stuhl mit grauem Polster und Armlehnen. Es war kalt, weil sie davor das Fenster geöffnet hatte (Wie in der Schule wird dort ständig gelüftet, um die Coronaviren zu vertreiben.)

Was würde passieren, wenn die Ärzte den Krebs nicht rausholen?

Krebszellen teilen sich sehr schnell. So wie Unkraut im Garten sehr schnell wächst. Der Knoten in meiner Brust wäre also schon nach kurzer Zeit sehr viel größer. Außerdem würde er sich dann auch auf andere Stellen in meinem Körper ausbreiten und ich hätte immer weniger gesunde Zellen. So wie in einem Garten plötzlich an vielen Stellen Unkraut wächst und den schönen Pflanzen den Platz weg nimmt, wenn man es nicht rausrupft.

Musst du die ganze Zeit im Krankenhaus sein?

Nein! Die Entfernung des Knotens (Tumor) in der Brust und das Einsetzen des Portes (das Gerätes, durch das die Medikamente der Chemotherapie fließen, geschah jeweils durch eine Operation, bei der ich eine Vollnarkose bekam. Da das für den Körper anstrengend war und von Ärztinnen und Ärzten überwacht werden musste, war ich beide Male für ein paar Tage im Krankenhaus. Die anderen Behandlungen fanden und finden teilweise auch im Krankenhaus statt. So fahre ich für die Bestrahlung zum Beispiel jeden Tag in ein Krankenhaus. Aber ich durfte/darf danach immer nach Hause zu meinen Kindern und meinem Mann.

Wie fühlt es sich an, so schwer krank zu sein?

Ich fühlte mich in den ersten Wochen überhaupt nicht krank. Nach den beiden Operationen war ich schlapp. Erst als dann die Chemotherapie begann, fühlte ich mich immer wieder krank und war sehr schlappt, hatte wenig Appetit und überhaupt keiner Lust auf irgendetwas, außer im Bett herum zu liegen.

Je nachdem, wie groß der Tumor und wie alt die oder der Krebserkrankte ist, wie sie oder er auf die Medikamente reagiert und welche Krankheiten sie oder er sonst schon hatte oder hat, kann so ein Krebs sich aber auch viel schlimmer anfühlen.

Auf einer Skala von 1-10: Wie stark sind deine Schmerzen?

Ich hatte glücklicherweise über den gesamten Verlauf meiner Erkrankung keine besonders starken Schmerzen. Klar, nach den beiden Operationen taten der Brustbereich und vor allem der Platz unter der rechten Achsel weh. Und während der Chemotherapiezeit schmerzten mir die verschiedensten Stellen am Körper: Ich hatte Gliederschmerzen, entzündete Lippen, die Nase war sehr empfindlich, weil sie ständig heftig blutete, meine Muskeln im oberen Brustbereich verspannten/verspannen sich immer wieder, ich hatte Bauch- und auch immer wieder Kopfweh. Ich denke aber, dass ich alles in allem Glück hatte und immer im unteren Skalenbereich (1-3) geblieben bin.

Anderen Krebspatientinnen und –patienten geht es da viel schlimmer! Manche Krebsarten sind sehr gemein und tun heftig weh.

Wie hast du dich gefühlt, als du gehört hast, dass du Krebs hast?

Oh, das waren ganz viele Gefühle gleichzeitig. Ich hatte Angst, war aufgeregt, total durcheinander, traurig und wütend. Und irgendwie hoffte ich, dass das Ganze vielleicht eine Verwechslung ist oder ich nur träumte. Leider wache ich aber weiterhin jeden Morgen mit dem Wissen auf, dass ich Krebs habe.

Wem hast du als erstes gesagt, dass du Krebs hast?

Meinem Mann. Dann meiner Chefin. Dann meinen Eltern und beiden Schwestern. Und als wir genau wussten, welche Behandlungen ich bekommen würde, habe ich mit meinen Kindern gesprochen (https://www.influcancer.com/blog/mama-hat-krebs-darf-ich-jetzt-nicht-mehr-lachen/)

Wie geht es deinen Kindern wegen deines Krebses?

Ich würde sagen, dass es denen gut geht. Zwar müssen sie etwas mehr mithelfen als bisher, mussten manchmal etwas leiser sein, weil ich bei der Chemo viel geschlafen habe und durften lange Zeit nur ganz, ganz wenige Freundinnen und Freunde treffen. Ich glaube aber, in manchen Bereichen geht es meinen Goldschätzen sogar besser als früher: Sie dürfen mehr fernsehschauen, zu Weihnachten gab es mehr Geschenke als sonst und überhaupt gibt es bei uns jetzt viel öfter Pommes als früher.

Wer kocht denn dann, wenn du jetzt krank bist?

Obwohl ich uns Holls gar nicht so spießig finde, ist die Rollenverteilung, was den Haushalt und das Kochen anbelangt, doch sehr klassisch. Deshalb hat diese Frage natürlich eine große Tragweite, wenn nicht sogar lebensnotwendigen Charakter.

Ich schwöre aber hoch und heilig: Weder der Göttergatte noch die Goldschätze mussten wegen eines Arztbesuches, einer Therapiesitzung oder meines Klinikaufenthaltes Hunger leiden. Zum Glück gibt es ja Tiefkühlpizza sowie Maultaschen, Fleischkäse und nicht zuletzt von der Mama vorgekochtes Essen.

Für den schlimmsten Fall eines tatsächlichen Komplettausfalles hatte ich zudem vorgesorgt. Dann wäre eine Haushaltshilfe (Dorfhelferin) für eine entsprechende Stundenzahl zu uns gekommen. Im Falle einer Reha wird der Göttergatte diese Hilfe dann sicherlich auch in Anspruch nehmen.

Wenn es einer Krebspatientin oder einem Krebspatienten schlecht geht, wird vielleicht von Anfang an sehr oft die Oma, der Opa, eine Tagesmutter oder eine andere Person in die Familie kommen, um für einen geregelten Ablauf mit gekochtem Essen, gewaschener Wäsche, Spielenachmittagen und dem Abholen vom Kindergarten sorgen.

Darfst du Sport machen?

Zum Glück muss man sich bei einer Krebserkrankung nicht schonen wie z.B. nach einem Beinbruch. Im Gegenteil: Alle Ärztinnen und Ärzte empfehlen, dass man sich regelmäßig bewegt. Es ist erwiesen, dass man seltener an Krebs erkrankt oder ihn wieder bekommt, wenn man Sport macht und kein Übergewicht hat. Also war und ist für mich klar, dass ich mich so oft es geht, aufs Rad schwinge, die Joggingschuhe anziehe, zum Spazierengehen rausgehe und – wenn der Coronagott es endlich wieder erlaubt! – im Schwimmbad meine Bahnen ziehen werde.

Darfst du schwere Dinge heben oder reißen sonst deine Operationsnarben?

Diese Frage beschäftigte das Goldkind, als es mit dem besten Freund Legospielen wollte und die entsprechende Kiste sich auf ihrem Schrank befand.

In den ersten Tagen nach der Operation spannte die Haut an der Brust ziemlich und das Anheben meines rechten Armes tat echt weh. Ich konnte die rechte Schulter nicht kreisen lassen. Aber trotzdem sollte ich von Anfang an den Arm so gut es geht bewegen und schon nach ein paar Tagen konnte ich das auch wieder fast schmerzfrei erledigen. Schwere Dinge wie Sprudelkisten und ganz volle Wäschekörbe mussten aber eine Weile vom Göttergatten transportiert werden. Auch die Legokiste musste er vom Schrank herunterholen.

Warum heißt die Chemotherapie so?

Der Begriff wurde zum ersten Mal von Paul Ehrlich verwendet. Der heilte 1904 an der Schlafkrankheit leidende Mäuse mit „Trypanrot“, einer chemischen Substanz. Später machte er Ratten, die er zuvor mit dem Erreger einer Krankheit namens “Syphillis” infiziert hatte, mit einer Art Chemotherapie gesund. Hierzu verabreichte er ihnen ein chemisches Medikament.

Wieso musst du eine Chemotherapie machen, obwohl dein Knoten doch rausoperiert wurde?

Diese Frage beschäftigte vor allem das Teeniemädchen, das mit der Vorstellung von der glatzköpfigen Mutter große Probleme hatte. Auch wenn der Knoten entfernt ist, besteht die Gefahr, dass sich irgendwo im Körper noch „schlafende Zellen“ aufhalten, die zu einem späteren Zeitpunkt in meinen Leben den Krebs wieder zum Ausbruch bringen können. Möglicherweise an einer anderen Stelle, möglicherweise schlimmer, möglicherweise tödlich. Um das zu verhindern, musste ich 16 Mal zur Chemotherapie und dadurch in Kauf nehmen, das meine Haare ausfielen.

Warum hast du keine Haare mehr?

Die Medikamente, die meinen Krebs bei der Chemotherapie bekämpfen, zerstören nicht nur die kranken Krebszellen, sondern alle anderen Zellen im Körper, die sich schnell teilen. Dazu gehören die Zellen der Mundschleimhaut und in den Haarwurzeln. Die Haare fallen aus und es wachsen keinen neuen mehr nach. Da ich nicht mit einer Glatze herumlaufen wollte und mich mit künstlichen Haaren (Perücke) nicht wohlgefühlt habe, trug/trage ich verschiedene Mützen oder Tücher.

Warum verwechselst du ständig unsere Namen?
Oje, das war und ist noch immer eine nervige Begleiterscheinung der Chemo-Medikamente. Die machten mich oft so müde und das Gehirn langsamer. Deshalb kam und kommt es vor, dass ich das Teeniemädchen mit dem Namen des Goldkindes rufe. Auch beim Besuch in der Schule wurde aus einem “Leon” ein “Finn”. Ganz schlimm ist es, wenn mir ein Wort gar nicht mehr einfällt. Aber zum Glück wird das alles im Moment schon wieder besser, da ich die Medikamente nicht mehr nehmen muss.

Kann ich dich noch umarmen oder geht dein Port dann kaputt?

Mein Port, die kleine Kammer an einem Schlauch, der unter der Haut direkt mit einer Vene verbunden ist, ist auf der linken Brustseite angebracht. Anfangs musste ich etwas aufpassen, weil die Haut nach der Operation noch gereizt war. Auch nach einer Chemoinfusion war die Stelle manchmal etwas angestrengt. Aber zwischenzeitlich kann ich die Goldschätze und den Göttergatten problemlos in den Arm nehmen und drücken und – Halleluja! – auch wieder auf dem Bauch schlafen.

Bleibt dein Port jetzt für immer?

Nein, der wird mir ungefähr in einem Jahr wieder herausoperiert. Aber in den nächsten Monaten brauche ich ihn noch, da ich weiterhin alle drei Wochen ein Medikament (den Antikörper „Herceptin“) durch ihn hindurchfließen lassen muss und mir ab und zu dort auch Blut abgenommen wird.

Wieso nimmst du nicht einfach Tabletten, das wäre doch einfacher als der Port?

Es gibt tatsächlich Krebspatientinnen und -patienten, die Tabletten schlucken, um von ihrem Krebs geheilt zu werden, und eine Chemotherapie in Tablettenform machen. Das hängt vom jeweiligen Krebs und/oder der Art seiner Ausbreitung im Körper ab. Da die Medikamente, die meinen Brustkrebs bekämpfen, flüssig sind (Infusionen), müssen sie durch den Port in meinen Körper hineinfließen.

Was ist schlimmer: Corona oder Krebs?

Gute Frage des besten Freundes vom Mittelstürmer, der in Zeiten des Lockdowns und Chemo als einer der ganz wenigen Fremden unser Haus betreten durfte und sich mit der Corona-Krebs-Problematik beschäftigte.

Ich denke, das liegt am Grad der Erkrankung. Grundsätzlich können Corona und Krebs zum Tod führen. Eine Coronaerkrankung mit leichtem Verlauf ist aber nicht so schlimm wie ein Krebs. Außerdem ist Corona nur in ganz schlimmen Fällen und oft in Kombination mit anderen Erkrankungen tödlich. Krebs hingegen ist auf jeden Fall tödlich, wenn er nicht behandelt wird. Deshalb musste ich trotz Corona schnell operiert werden und mit der Chemotherapie beginnen.

Für mich als Krebserkrankte ist Corona sehr gefährlich, weil mein Körper durch die Chemotherapie sehr geschwächt ist und mich jede noch so kleine Erkältung richtig krank machen kann.

Darfst du alles essen und trinken?

Ja! Da mein Krebs nicht im Magen, im Darm oder in der Speiseöhre sitzt, darf und kann ich alles essen. Allerdings gab es in der Chemozeit manche Dinge, die mir im Mund weh taten (zum Beispiel heiße Getränke, würziges Essen), deren Geschmack ich zeitweise nicht mehr mochte (Kaffee) oder die plötzlich anders oder gar nicht mehr schmeckten. Außerdem gibt es einige Lebensmittel, von denen ich zwischenzeitlich etwas mehr esse, weil sie dabei helfen sollen, (brust)krebsfrei zu bleiben (https://www.helios-gesundheit.de/kliniken/berlin-buch/unser-angebot/unsere-fachbereiche/onkologisches-zentrum-berlin-buch/die-10-effektivsten-anti-krebs-lebensmittel/ oder auch https://www.helios-gesundheit.de/magazin/brustkrebs/news/ernaehrung-bei-brustkrebs/). Das sind zum Beispiel Himbeeren, Blaubeeren, Brokkoli oder auch gedünstete Tomaten. Außerdem benutze ich zusätzlich zum Oliven- und Rapsöl wie bisher noch weitere Öle (z.B. Leinöl im Quark oder ein Nussöl im Salatdressing).

Warum dürfen uns nur so wenige Leute besuchen?

Durch Corona ist ja auch in Familien, in denen die Mama keinen Krebs hat, schon länger alles etwas anders. Mundschutz, Abstand, Händewaschen und Desinfektion, das macht sowieso jeder. Wir nahmen in unserer Familie die Regeln noch strenger.

Denn durch die Chemo-Medikamente war mein Immunsystem, sozusagen meine Körper-Polizei, total geschwächt . Die Polizisten, die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) kämpfen bei gesunden Menschen dafür, dass Krankheitserreger (Viren) bekämpft werden und auch dafür, dass Verletzungen heilen, Blutungen aufhören. Ich hatte nur noch sehr wenige Polizisten und so hätte mich auch der kleinste Schnupfen total krank gemacht. Manche Krebspatientinnen oder -patienten landen mit hohem Fieber oder einer Lungenentzündung im Krankenhaus, weil die Polizisten es nicht schaffen, gegen die Viren anzukämpfen.

Deshalb war und ist es wichtig, dass ich mit so wenigen Keimen und Viren in Berührung kam/komme. Also hatten wir nur Kontakt zu zwei Familien und meine Kinder hatten lange Zeit nur je zwei Spielkameradinnen und -kameraden. Die Großeltern und andere Verwandte trafen wir die ganze Zeit nicht. Das Goldkind war sogar ganz lange nicht im Kindergarten. Das alles war wahrscheinlich nicht immer schön, aber so schafften wir es, dass ich nie krankgeworden oder mich gar mit Corona infiziert habe. Danke an meine drei Goldschätze für ihre Geduld!

Wie lange bleibt der Krebs in deinem Körper?

Eigentlich ist der Krebs ja seit der Operation schon weg. Es geht jetzt noch darum, durch die Chemotherapie und die Bestrahlung dafür zu sorgen, dass auch die klitzeklitzeklitzstekleinste Krebszelle, die sich noch in meinem Körper versteckt hält, kaputt gemacht wird. Danach muss ich noch eine ganze Weile Medikamente nehmen. Aber die sind nicht mehr so gemein wie die Chemo-Medizin.

Warum brauchst du eigentlich eine Bestrahlung am Busen? Der Knoten ist doch schon weg!

Leider kann es sein, dass nach der Operation noch ein miniminiminimini Rest einer Krebszelle übriggeblieben ist, die sich dann ganz schnell zu teilen beginnen und mir in null Komma nichts nochmal einen Knoten machen würde. Man könnte mir zum Schutz entweder die ganze Brust abnehmen, um sicher zu gehen, dass kein Krebs mehr drin ist. Oder man bestrahlt die Brust viele Male und zerstört so möglicherweise noch verbliebende Tumorzellen. Das wird nun 28 Mal gemacht.

Tut die Bestrahlung weh?

Nein. Die Strahlen sind nicht heiß. Vielleicht hast du dir schon mal den Fuß verstaucht oder den Arm gebrochen? Dann warst du davor bestimmt beim Röntgen und die Ärztin oder der Arzt hat mithilfe eines Gerätes in deine Körper hinein und deine Knochen ganz genau angeschaut. Das hat dir auch nicht wehgetan. So ähnlich ist das auch bei einer Bestrahlung: Da werden radioaktive Strahlen ganz gezielt an die Stelle auf meinem Busen gerichtet, in dem der Krebstumor drin gewesen ist. So werden möglicherweise noch vorhandene Krebszellen zerstört. Aber sei dir sicher: Beim Röntgen hingegen wurde in deinem Körper aber nichts kaputt gemacht!

Musst du dich vor der Bestrahlung mit Sonnencreme einschmieren?

Nein. Ich soll mich davor mit überhaupt nichts eincremen. Leider kann es aber sein, dass bei der Bestrahlung auch gesunde Zellen zerstört werden und meine Haut an der bestrahlten Stelle etwas dunkler, vielleicht auch (leicht) rot wird,  ähnlich wie bei einem Sonnenbrand. Dann muss ich sie mit einer speziellen Salbe eincremen.

Kannst du wieder arbeiten, wenn der Krebs weg ist?

Das hoffe ich doch! In vielen Fällen ist es so, dass Leute, die durch eine Operation, Chemo- und/oder auch Strahlentherapie ihren Körper vom Krebs befreit haben, wieder in ihren Beruf zurückgehen können. Da so eine Behandlung lange dauert und den Körper ziemlich anstrengt, ist es aber so, dass viele erstmal etwas weniger arbeiten als davor oder vielleicht manche Dinge erstmal nicht machen können.

So muss ich mal schauen, ob ich gleich wieder Sport- und Schwimmunterricht geben kann oder darf, aber als Lehrerin arbeiten werde ich auf jeden Fall wieder! Zum Glück habe ich ja außerdem noch eine zweiten Beruf, der mir großen Spaß macht, Autorin, d.h. ich schreibe Bücher und Zeitschriftenartikel. Schreiben werde ich auf jeden Fall immer können.

Wie oft musst du zum Arzt, wenn der Krebs weg ist?

Leider ist der Krebs ja so ein heimtückischer Kerl, der möglicherweise versuchen wird, sich auch ein weiteres Mal in einen Körper einzunisten, in dem er schon mal war. So wie das Unkraut, das nach einer Weile manchmal wieder im Garten auftaucht, auch wenn man dachte, man hätte jeden Stängel herausgezogen. Außerdem kann es sein, dass ich auch nachdem die Chemotherapie und die Bestrahlung vorbei sind, noch Nebenwirkungen im Körper spüre (So kribbelt es weiterhin immer wieder in meinen Füßen, meine Augen tränen usw.). Um alles zu überprüfen und mir schnell helfen zu können, wenn wieder etwas los ist, muss ich in den ersten fünf Jahren nach meiner Diagnose halbjährlich, ab dem sechsten Jahr dann jährlich zu einer größeren Nachuntersuchung.

Übrigens: Erst, wenn ich zehn Jahre lang, krebsfrei gewesen bin, gelte ich tatsächlich als gesund!

Warum hast du eine Kette mit einer rosa Schleife und auch auf deinem Krebs-Tagebuch ist die drauf?

Die Idee, eine Schleife zu tragen, um an eine Krankheit oder sonstige Besonderheit zu erinnern, stammt aus Amerika. So steht eine rote Schleife z.B. für die Krankheit Aids, eine hellgrüne Schleife für Gewalt gegen Kinder.

Die rosa Schleife ist zum ersten Mal 1991 in New York City aufgetaucht. Dort erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Race for Cure“, einem Lauf für die Brustkrebsforschung.

Inzwischen ist sie das internationale Symbol für den Brustkrebs Sie soll zeigen, dass man jemanden kennt oder selbst jemand ist, der diese Krankheit hat oder überwunden hat. Außerdem soll es Leute, die gesund sind daran erinnern, sich immer wieder untersuchen zu lassen (Krebsvorsorge), um so früh wie möglich zu erkennen, ob sich eventuell Krebszellen ins Körperpuzzle eingeschmuggelt haben.

Du fragst, ich antworte: Der Sprachlosigkeit liebevoll in den Allerwertesten treten

Das Credo der Kurvenkratzer, der Plattform auf der ihr Blogleserinnen und -leser euch gerade befindet, lautet: „Egal, wie du über Krebs sprichst. Hauptsache du tust es!“ Genau das ist auch mein Motto! Denn Krebs geht uns alle an. Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann. Fast jeder Mensch ist über kurz oder lang von Krebs betroffen. Sei es als Patientin oder Patient. Als Angehörige oder Angehöriger. Als Freundin oder Freund. Als Bekannte oder als Bekannter. Als Mutter oder Vater.

Ich wünsche mir, dass meine Schülerinnen und Schüler, meine eigenen Kinder und ihre Freundinnen und Freunden durch mich, ihre krebskranke Mama, die krebskranke Mama der Freundin oder des Freundes oder ihre krebskranke Lehrerin erkennen, dass Krebs mitten unter uns ist. Dass er zum Leben dazu gehört. Dass man mit ihm als Familie zurechtkommen kann.

Ich hoffe, ich kann durch meine Offenheit all den kleinen Wesen ein wenig von ihrer Angst, Irritation und Sorge nehmen. Denn ich glaube an die heilsame Kraft der Kommunikation gerade dann, wenn es schwierig wird. Dabei ist es meiner Meinung nach wichtig, dass wir offenen und ehrlich mit Kindern sprechen. Diese nehmen uns beim Wort und schon Kleinigkeiten wie ein “Vielleicht” statt ein “Bestimmt” in einem Satz können für sie die Welt verändern. Deshalb sollten wir wie beim Spiel “Flüsterpost” deutlich und genau mit ihnen sprechen, um Missverständnissen oder falschem und besorgniserregendem Kopfkino vorzubeugen.

Aber auch wenn ich hier in meinem Schwarzwaldstädtchen und drumherum eine ganze Reihe an Mini-Onkologinnen und Mini-Onkologen ausgebildet habe, so betraf die schönste Frage nicht meinen Krebs, sondern mich: „Besuchst du uns bald wieder?“ In diesem Sinne: Bis ganz bald, ihr alle da draußen!

Es ist wichtig, Kinder nicht von Krisen im Leben – und das ist eine Krebserkrankung – fernzuhalten.
- Anita Zimmermann, "Flüsterpost e.V."

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