Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

(B)LOGBUCHEINTRAG VOM 24.01.2020: Von Ulf Braun, jerks. und Soft Cake.

Mensch, in 11 Monaten ist ja schon wieder Heiligabend. Wie die Zeit vergeht. Hier in der Klinik scheint sie still zu stehen.

Aktuell ist es 3:45 Uhr. Ich bin das erste Mal wach. Alles in allem ging der erste Tag ganz gut. Ich habe hier in der Klinik einen neuen Freund. Er heißt Ulf. Ulf Braun. Ulf sagt, er komme aus einer alten deutschen Ingenieursfamilie. Frage mich, was er dann im Krankenhaus macht. Muss so ein Herzensding sein. Aber egal. Die meiste Zeit begleitet er mich auf Schritt und Tritt. Ulf Braun ist mein Chemobeutelhalter. Warum? Der Hersteller des Gestells heisst “Ulf”, der des Durchflussgeräts “Braun”.

Bis gestern zum späten Nachmittag ging es mir erstaunlich gut. Ab 21:00 Uhr nahm dann ein leichtes Übelkeitsgefühl zu. Aber dafür habe ich dann auch noch schnell eine MCP-Tablette bekommen und es klappte mit dem Einschlafen recht gut. Insgesamt sind gestern gute 4 Liter Chemoflüssigkeit und alles was damit einhergeht, in mich reingeflossen. Dementsprechend oft war dann auch die Rennerei zum Pipistein mein größtes Hobby.

Á Propos Pip(p)i(e). Den hat mir meine kleine gestern beim Besuch mitgebracht. Er soll dafür sorgen, dass es mir gut geht.

Mein neuer Linksaußen Pippie, mein neues Cap, dass mich im Kampf unterstützen soll und Ablenkung in schmucken pink. Für Empfehlungen von Sendungen auf Netflix, Amazon Prime und Joyn bin ich offen.

Als meine 3 Herzensdamen dann gingen, war es für die kleine besonders schwer, ist sie ja auch die feinfühligste von uns allen. Mit Tränen in den Augen wollte sie gar nicht nach Hause gehen. Aber derzeit gibt’s halt erstmal leider keine Alternative. Ich hoffe, dass ich den zweiten, dritten, vierten, fünften, sechsten Zyklus ambulant bekommen kann.

„Alles wird gut!“ ist momentan die allgemeine Devise. Das Mindset ist wichtig!

Song des Woche ist aktuell Rachel Platten‘s „Fight Song“. Der erlebt bei mir gerade ein Revival aus 2015. Das Pianogeklimper am Anfang ist zwar momentan schwer zu verkraften für mich, aber die Drums regeln dann wieder!

Zeitsprung: 8:30 Uhr. Das „erste Frühstück“ kommt. Ein Blister voller Pillen. Für den Magen, gegen Übelkeit, Calciumtabletten und und und. Die Magenpille nehme ich sofort. Danach kommt dann auch das richtige Frühstück. Eigentlich hatte ich nur Appetit für ein Brot. Das Brötchen habe ich mir dann aber auch noch mehr oder weniger reingezwungen. Man weiß ja nicht was kommt. Wenn ich es mir hier zur Seite lege, habe ich vielleicht später keinen Appetit drauf. ‍♂️ Who knows.

Dann kommt die Infusion. Heute nur drei kleine mit jeweils 30 Minuten Durchlauf. Noch alles recht entspannt.

Die Infusionen laufen durch und mittags bin ich fertig. Jetzt nur noch die Zeit totschlagen. Ich warte auf meine Mädels und habe die Hoffnung, vielleicht noch ein bisschen an die frische Luft zu kommen. Ansonsten bis dahin Bingewatching „Jerks“.

Appetitlosigkeit macht sich langsam bemerkbar. Ich fühle mich, als hätte ich gestern übelst gesoffen. Aber schadet bei mir ja vielleicht auch nicht. Hab ja eh ein bisschen zu viel auf den Rippen. Win/Win würde ich sagen.

Um und bei 19:00 gab es dann noch Besuch von Bonnie und Stephan. Das tat sehr gut. Und es gab Jaffa Cake. Auch immer sehr gut. Da ist dann auch die Eigenurintherapie erträglich.

Danke, Bonnie und Stephan!
Die vermeintliche Eigenurintherapie ist aber doch bloß schnöder Apfelsaft. Aber dennoch ein Hochgenuss, wenn einem Mineralwasser und Tee schon langsam zu den Obren rauskommt.

Somit beende ich den heutigen Tag mit einem größtenteils positiven Fazit.

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