Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

(B)LOGBUCHEINTRAG VOM 25.02.2020: Zweite Angriffswelle beendet, kuscheln, spielen, glücklich sein.

Kurz nach dem Frühstück läuft mir Hr. Dr. auf dem Flur in die Arme. Ich frage ihn: „Na, wie sehen die Blutwerte aus?“ Er sagt, er habe die Ergebnisse noch nicht gesehen. Auf meine Frage, ob ich denn morgen oder übermorgen entlassen würde, wenn die Werte gut aussähen, antwortet er: „Wenn die Werte gut sind, entlasse ich Sie spätestens morgen!“. Wenig später steht er im Zimmer und sagt: „Sie können heute gehen!“. Mit einer Geschwindigkeit auf die selbst QuickSilver von Marvel und the Flash aus dem DC Universe neidisch wären, packe ich meine Sachen. Am Tresen nehme ich meine Pillenration für den morgigen Tag entgegen. Der wäre ja eigentlich noch regulärer Therapietag gewesen. Am Empfangstresen tausche ich ein Stück Marzipan, Schokoladencrossies und andere Süßigkeiten gegen meinen Arztbrief und die Liegebescheinigung.

Bei der Beschriftung ist mir leider ein kleiner Fehler unterlaufen. Sind natürlich 2/4 bzw. 2/6 Chemos done. Nicht 2/7.

Dann nix wie ab nach Hause. 20 Minuten später klingele ich zuhause und alle sind überrascht und überglücklich. Meine Große ist leider krank und musste heute mit Fieber zuhause bleiben. Sauber! Kann ich direkt austesten, was meine neu gebildeten Leukozyten und Neutrophilen so abkönnen. Wir wollen es uns ja auch nicht zu einfach machen. Als erstes räume ich alle meine Sachen weg. Das ist wichtig für mich, weil es mir symbolisiert, dass Zyklus II nun offiziell in den Büchern ist und ich jetzt erstmal wieder „frei“ habe.

Später nutze ich die Gelegenheit, um den Einkauf zu erledigen. Die Mädels wünschen sich Fischstäbchen und Kartoffelpüree zum Mittag. Ich hab Verlangen nach den fantastischen Penne Bolognese meiner Süßen. Zur Feier des Tages kocht sie beides. Beim Einkaufen nehme ich direkt auch noch frischen Joghurt, Obst und Gemüse mit. Für das Abendessen habe ich einen Japps auf Bratwurst, Kartoffel- und Gurkensalat.

Nach dem Essen ist kuscheln angesagt. Die Große mit Mütze, wegen des Infekts friert sie die ganze Zeit. Wird Zeit, dass der immerwarme Daddy sie wieder warmkuschelt. Ging ja lange genug nicht.

Kuschelzeit. Endlich wieder. Das Shirt hab ich von Steven Rogers abgestaubt. Der Kopf ist eher die bleiche Version vom Red Skull.

Nach und nach schlummern alle kurz ein. Nur ich kämpfe mich tapfer durch die Folge Baywatch aus Nitro.

Am Nachmittag spielen Lara und ich „Lotti Karotti“.

Wir haben uns am Ende auf ein Unentschieden geeinigt.

Während Alex sich beim Sport austobt, kümmere ich mich um das Abendessen.

Danach kommt unser Nachbar Mathias hoch und wir geben uns einer intensiven Runde FIFA 20 hin. Ich habe mir eine ziemliche Heimschwäche zugelegt. Am Ende spricht die Statistik im klassischen Anstoß bei 1:0 gegen mich, im Volta-Modus sogar 6:3 gegen den 1. FC van Hecklundt.

Schlafen werde ich heute im Kinderzimmer von Lara. Sie hat es sich gewünscht. Wir hören „Wendy“ zum Einschlafen.

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