Die Weihnachtszeit eignet sich immer sehr gut um zu reflektieren über das Vergangene und das Träumen über das Zukünftige. Es ist nun 192 Tage her, dass ich um mein (Über)Leben gekämpft habe. Inzwischen haben sich viele Dinge eingependelt und von außen betrachtet erscheine ich wie das blühende Leben. Doch innerlich bin ich noch immer gebeutelt vom Erlebten, der Zeit die schnell und langsam zugleich vergangen ist und all den Zwischenfällen, die mir den Atem geraubt haben.

Seit Kurzem allerdings hat sich eines wesentlich in meinem Körper verändert: meine Blutgruppe. Der innere Kampf zwischen meinen verbliebenen Blutzellen und jenen meiner Spenderin ist nun endgültig zugunsten meiner Spenderin ausgefallen. Meine alte Blutgruppe hat sich verabschiedet (O positiv) und eine neue hat sich durchgesetzt, die sich mein gesamtes zukünftiges Leben hoffentlich niemals mehr ändert. Ich gehe somit nun A positiv durchs Leben. Nun sind wir rein bluttechnisch tatsächlich “Ein und Dieselbe”. Es fließt durch mich und bei jeder Blutabnahme auch in die kleinen Plastikröhrchen. Ich kenne zwar noch immer nicht deinen Namen, aber dafür dein Blut in mir drinnen schon recht gut.

Das vergangene halbe Jahr war DAS prägendste meines Lebens und während ich mich hier schon über Kleinigkeiten wie meinen kalt gewordenen Tee ärgern kann, weiß ich sehr wohl, dass es viele Menschen da draußen gibt, die vor den Scherben ihrer zerbrochenen Träume stehen durch die Diagnose dieser beschissenen Krankheit, die mittendrin im Kampf um ein Morgen sind oder noch immer Hoffen, dass es eine*n passsende*n Spender*in für sie auf der Welt gibt. An euch denke ich in dieser Zeit ganz besonders und zünde ein Licht für euch an.