Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Hinter der Kulisse, die Wahrheit

Ich habe nun seit 2022 Prostatakrebs, der in die Knochen gestreut hat. Ich habe eine medikamentöse Therapie, aber auch eine Therapie mit radioaktiven Lutetium, was mir sehr half. 2024 sind leider wieder Knochenmetastasen dazugekommen, man sagte mir “ich solle mir einen guten Arzt suchen und eine Chemotherapie beginnen. Für mich war diese Info ein Schock und auch ein Moment wo ich das Gefühl hatte, dass man mich alleine lässt.

Seit Anfang an checke ich alle Sachen fast selbst, Termine, Informationen, Alternativen, Therapiemöglichkeiten etc. alles sehr anstrengend, wenn Du das alles als Betroffener selbst machen musst.

Teilweise muss man sich extrem einsetzen, dass man bestimmte Medikamente von der Krankenkasse bezahlt bekommt, obwohl sie einem helfen.

So ist das System – das liebe System – der Standard.

Ich will nicht undankbar sein, mir haben sehr viele Leute in den Spitälern schon sehr geholfen und sind mir beigestanden, aber man merkt dass das Gesundheitssystem in Österreich sehr nachhinkt und wirklich verbesserungswürdig ist.

Jetzt ist 2025, und genau alle Dinge checkte ich, bis ich nun endlich  mit einer Chemotherapie begonnen habe …. ich wollte eigentlich nie eine Chemotherapie machen, aber jetzt mache ich sie halt, weil ich es ja empfohlen bekommen habe, bzw. mir Angst gemacht wurde, dass ich sonst nicht mehr lange lebe ….. so kam es zumindest rüber.

Ich checke mir als Betroffener eigentlich seit 2022 alles selber, alles. Ich habe bereits ein gutes Wissen in Sachen Prostatakrebs. Ich hab nun eine Hand voll ÄrztInnen, die mich betreuen, und die mein Vertrauen haben …

Gott sei Dank habe ich nun auch meine Onkopsychologin die für mich da ist und auch ein Palliativteam, dass sich sehr um mich bemüht (KH Krems).

Aber es zehrt natürlich alles an den Nerven. Ich habe nun mit der Chemo begonnen, GSD habe ich keine Magen Darm Nebenwirkungen. Aber doch Nebenwirkungen:

– nach der Chemo ist man müde, schwach
– dann beginnt die Chemo zu wirken
– rund eine Woche habe ich Kopfschmerzen, Knochenschmerzen und fühle mich körperlich in dieser Phase wie bei einer starken Grippe
– nach ca. 10 Tagen ist die Chemo halbwegs im Körper durch
– GSD wirkt die Chemotherapie bei mir gut, auch wenn ich Nebenwirkungen habe
– zuletzt kam leider ein sogenannte Hand- Fußsyndrom dazu, das sind Hautveränderungen an Händen und Füssen, die sich wie Verbrennungen anfühlen

Bei mir begann das Hand Fuß Syndrom an den Händen, und dann ging es weiter an den Füßen, es schmerzt und man muss extrem auf seine Haut aufpassen, Salben, Hand und Fußbäder wirken GSD dass sich alles langsam beruhigt.

Aber alles ist derzeit eine sehr mentale Herausforderung.

Irgendwann nach 2,5 Jahren, sind die Nerven schon ein wenig out of order, und bei mir ist es so, dass ich dann schon “Weinphasen” habe, ich fühle mich oft überfordert, allein gelassen, auch wenn ich nicht alleine bin, aber es ist halt so ein Gefühl.

Ich habe überhaupt mein ganzen Leben so viel erlebt, und dann kommt man genau in dieser Phase ins Grübeln:

– Warum ich ?
– Ich bin allein
– So weit hab ich es gebracht 🙁
– ich fühle mich allein, aber ich will mich auch verkriechen
– ich würde mir jemanden an meiner Seite wünschen, der ein wenig für mich da ist
etc.

Ich habe viel durchgemacht, die letzten Jahre, ich habe viel gegeben und bekomme aber schon auch einiges zurück, womit ich nicht gerechnet habe – das ist schön.

Ich poste schöne Fotos – aber die sind immer ehrlich – auf Facebook, Insta und Whatsapp. Es sind meist Fotos von meinen Ausflügen. Sie wirken wahrscheinlich schön, und so, als ginge es mir immer gut.

Es geht mir mental oft nicht gut, und die Natur ist phasenweise meine einzige Therapie. <3

Wenn Dir Hände und Füße weh tun, man kaum normale Schuhe tragen kann …..

Das ist hinter der Kulisse.

Aber ich bin einer, der sich durchbeisst, nicht aufgibt.
Ich schmiere meine Wunden, ich klebe Pflaster auf meine Fersen, dass ich rauskomme – in die Natur.

Ich versuche meine täglichen Tränen zuzulassen, und versuche nicht zu lange in diesem Zustand zu bleiben. Dann denke ich mir oft, wer will denn eigentlich so einen Menschen an seiner Seite haben, das ist doch klar, dass da niemand Interesse hat.

Aber so geht es vielen KrebskämpferInnen – nicht nur mir.

Ich versuche in letzter Zeit meine Träume zu leben, meine liebsten Ziele umzusetzen, Projekte zu machen, die mich glücklich machen …

Ich gehe weiter, zu 100%, auch wenn ich mich oft einsam und überfordert fühle, mir einen Menschen an meiner Seite Wünsche, aber gleichzeitig davor Angst habe.

Das ist hinter der Kulisse, eines Menschen, der weitergeht, nicht aufgibt, auch wenn er oftmals weint.

LIEBE

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