Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

6. Kapitel: Das Leben ist schön

Am 30.12.2022 konnte ich erneut einen stecknadelkopfgroßen Knoten unter der linken
Achsel tasten.

Am 31.12.2022 spürte ich in der Nacht erstmals Stiche in der Brust, die mich aber
einschlafen ließen. Ich betrachtete die Veränderungen auf Anraten einer Freundin als meine
Untermieter, die mal mehr mal weniger laut und unangenehm sind. Ab und zu störten sie
mich beim Einschlafen.

Im Verlauf des Januars 2023 beobachtete ich eine langsame
Ausbreitung der Untermieter unter meiner linken Achsel und im Bett leichtes
Fremdkörpergefühl. Es gab 1-2 Tage in denen ich im Bereich der Brust mal rechts, mal links
Stiche an unterschiedlichen Stellen bemerkte, die aber nicht ständig da waren und auch
tageweise nicht spürbar waren. An anderen Tagen waren es Muskelkater ähnliche
Sensationen beim Ausziehen der Jeans, die dann auch wieder verschwanden. Oder beim
Aufrichten des Oberkörpers aus dem Bett am unteren Rand des Brustbeins. Insgesamt fühlte
ich mich nicht weiter eingeschränkt und wir konnten ohne Einschränkung unser Leben
planen und genießen mit langen Wanderungen, Konzertbesuchen, viele Besuche bei uns von
Freunden und wir machten Besuche bei Freunden.

Anfang März 2023 begann ich Schmerzmitteln zu testen, Ibuprofen, Aspirin, Novaminsulfon.
Schließlich landete ich bei Paracetamol 500, zuerst 1 Tabl zur Nacht, dann 3×1 Tabl, womit
ich sowohl tagsüber als auch nachts bis Anfang April 2023 weitgehend beschwerdefrei
wurde. Ende April kam noch 1 Novaminsulfon zur Nacht dazu. Es war aber kein strenges
Schema, sondern sehr variabel, je nachdem, wie mich die Untermieter ärgerten.

Im Juni 2023 dann das unglaubliche Erlebnis. Das Wetter war wunderbar, wir stiegen mit
unseren Fahrrädern in den Zug, um am nächsten Tag mit unseren Fahrrädern ohne
elektrischen Antrieb an Bahnlinie und Fluss 80 km zurückzufahren. Wir hätten jeder Zeit
abbrechen können und den Rest mit der Bahn zurückfahren können – war aber nicht
notwendig. Wir erreichten unser Heim müde, hungrig, zufrieden und sehr stolz auf das
wunderschöne Erlebnis und die Leistung. Ich hatte ja eigentlich schon damit gerechnet, dass
ich zu diesem Zeitpunkt unter der Erde liegen würde. Ein Jahr nach Feststellung der
Metastasen! Was für ein Glück!

Das hat mich stimuliert diese Geschichte allen zu berichten, die auch bedroht sind durch
lästige Untermieter.

Danach wurden noch viele Pläne geschmiedet.

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