Du bist was du isst
Warum ist Krebs so negativ behaftet?
Hallo meine Lieben Leser!
Heute widme ich mich dem Thema: Warum ist Krebs so negativ behaftet in unseren Köpfen? In den Köpfen der “Nicht-Krebsis” und in der Gesellschaft? Immerwieder mache ich die gleiche Erfahrung. Sobald das Wort “Krebs” in den Mund genommen wird, fällt mein Gegenüber in eine Starre. Allein das Wort ist so negativ behaftet und löst ängstliche Emotionen aus.
Aber warum?
Ist es nicht so, dass negative Dinge in unseren Köpfen mehr hängen bleiben, als Positive? Es ist einfacher, sich an diejenige Fluggesellschaft zu erinnern, die das Gepäck verloren hat als an das Weihnachtsgeschenk vom letzten Jahr. Laut einer Studie ist die Erinnerung an schlechte Ereignisse für die Evolution hilfreicher als die Erinnerung an gute.
Die Automatismen des Gehirns
Zunächst muss man wissen: Das Gehirn fokussiert sich auf Probleme, nicht auf Genuss. Das macht es deshalb, weil wir Teil der Natur sind. Und in der Natur geht es immer um das Überleben. Gefahren muss sich das Gehirn daher besser merken und darauf schneller reagieren als auf Freude. Das Grundprinzip unseres Gehirnes lautet daher, gefährliche – negative – Gefühle zu vermeiden und positive – sichere – Gefühle anzustreben.
Leider haben die negativen Emotionen nicht nur einen schlechten Einfluss auf unseren Körper, indem sie zum Beispiel die Arbeit des Immunsystems behindern und Entzündungen fördern, Heilungsprozesse verlangsamen oder dem Herzen schaden. Sie haben auch mentale Konsequenzen. Wir wiederholen das Problem innerlich immer wieder und es wird in unserer Erinnerung größer, als es in der Realität je war. Diese negativen Gedanken führen zum sogenannten „Tunnelblick“.
Ich denke, dass Bild von Krebs, welches der Gesellschaft z.B. im Fernsehen vermittelt wird, ist ein völlig falsches. In den Filmen wird uns gezeigt, dass Krebspatienten sowieso immer sterben, kotzend an der Kloschüssel hängen und elendig zugrunde gehen. Diese negativen, schockierenden Bilder lösen diese negativen Gefühle aus. Jeder denkt an diejenigen, die an Krebs verstorben sind. Niemand denkt mehr an die Überlebenden, die geheilt sind. Klar, viele sterben am Krebs. Aber es gibt auch viele Überlebende, die eine verhältnismäßig gute Lebensqualität erreichen und wertvolle Lebenszeit gewinnen.
Mit unseren Gedanken produzieren wir unsere Gefühle. Ein negatives Bild, wie z.B. ein Krebspatient der im sterben liegt, löst ängstliche Gefühle aus. Die Folge sind Stresshormone, Wut, Angst und Trauer. Allein die Vorstellung, Krebs zu haben, löst diese Kette an negativen Gefühlen aus.
Doch wisst ihr was? Krebs steht für mich auch FÜR DAS LEBEN. Klar, die Chemotherapie ist eine harte Nuss mit vielen Nebenwirkungen. Doch die Medizin ist heute – gottseidank – so weit, dass wir fast für alle Nebenwirkungen Medikamente haben, die es erträglicher machen. Viele Krebspatienten überleben und können geheilt werden, dank modernster Forschung, die immer weiter voran getrieben wird. Krebs spaltet einen Menschen so massiv in seiner Lebenseinstellung. Es gibt, denke ich, kaum eine andere Krankheit, die das schafft. Diejenigen, die es überlebt haben, haben einen Schatz für das restliche Leben gewonnen. Nämlich die Wertschätzung gegenüber dem Leben. Ein Gefühl der totalen Lebendigkeit und purer Lebensfreude gepaart mit vielen Sorgen und Ängsten, die man mit der Diagnose umgeschnallt bekommt. Wir haben gelernt mit Krisenzeiten und vor allem ungewissen Zeiten umzugehen und im Gegenzug auf unsere innere Stärke zu vertrauen. Denn neben Chemotherapie und Tod, bleibt uns nur unsere innere Haltung das Vertrauen bzw. der Glaube daran, dass man i.wann wieder ein Licht am Ende des Tunnels sieht. Und genau diese Resilienz bleibt uns für das spätere Leben erhalten. Wir saugen die kostbaren Momente des Lebens bewusst auf. Mit allen Sinnen. Viel intensiver und bewusster, als jemals zuvor.
Die Gesellschaft denkt bei Krebs immer nur an eines: Tod und Leid. Chemotherapie, oooooh mein Gott. Fürchterliches Leid.
Denk doch mal an diejenigen, die es überlebt haben und lasst euch von der Lebensfreude dieser Menschen anstecken.
Jeder Mensch sollte dies tun. Jeder Mensch, jedes Lebewesen auf dieser Welt muss eines Tages sterben und die Seele verlässt die Welt wieder. Es ist etwas völlig Natürliches. Doch niemand in unserer Gesellschaft, beschäftigt sich wirklich damit. Würden alle natürlicher damit umgehen, sowie in anderen Kulturen üblich, dann würde niemand mehr in eine Schockstarre verfallen, wenn jemand verstirbt. Der Mensch wird geboren auf dieser Welt und die Seele sammelt viele Erfahrungen, bis sie wieder geht und die letzte Reise antritt. Das Leben ist quasi eine Spielwiese für die Seele.
Blickt man den Tod eiskalt in die Augen, sowie es bei mir der Fall war, dann lebt man anders. Die Prioritäten ändern sich. Dinge, die zuvor wichtig waren, sind heute nicht mehr wichtig. Es geht darum, das restliche Leben, so kostbar wie nur möglich zu gestalten und all die Momente aufzusaugen, wie ein Schwamm. Dankbar zu sein, für Dinge die man wieder erleben darf.
Aber sollte das nicht jeder?
Jetzt zeige ich euch mal was von mir:
Ich habe am Wochenende mein Leben gefeiert. Meinen 3. Geburtstag. Jedes Jahr, am Tag meiner Stammzellentransplantation feiern wir mein Leben. Dieser Tag wird mehr gefeiert, als mein normaler Geburtstag.
Die letzten 3 Jahre sind in Worten kaum zu beschreiben. Hätte mir vor 2 Jahren jemand gesagt, dass ich heute noch lebe und Spaß habe am Leben, denjenigen hätte ich bestimmt ausgelacht.
3 Jahre mit so vielen Rückschlägen, körperlich als auch psychisch. Schicksalsschläge, die es zu verkraften hieß.
Ich musste mich der Challenge stellen. Wege gehen, die ich nie dachte, dass ich sie gehen kann. Dadurch bin ich gewachsen. Ich habe soviel dazugewonnen, durch meinen Krebs. Ein großer Rucksack, vollgepackt mit mentalen Tipps und positiver Psychologie. All diese Dinge, hätte ich nie gelernt ohne meinen Krebs. Klar, es gibt heute noch zahlreiche Folgeschäden. Mein Weg ist auch noch lange nicht zu Ende.
ABER: Ich lebe. Ich lache wieder. Ich habe wieder Spaß. Ich bin unter meinen Liebsten. Ich verbringe Zeit mit meiner Familie. Mit meinen Geschwistern. Mit meinen Freundinnen. Ich habe einen neue Freund. Ich kann wieder schmerzfrei laufen. Sport machen, ja sogar tanzen. Ich singe wieder. Ich bin dankbar für soviele Dinge. Ich rieche. Ich schmecke wieder. Ich kann wieder essen. Ich sehe. Es gibt soviele Dinge, für ich danbar bin.
Soviele Dinge, die man mit Einschränkungen nach so einer Krankheit, genießen kann. Soviele Dinge, für die ich dankbar bin. Würde ich nur die Dinge betrachten, die mir genommen wurden durch den Krebs, dann würde ich aufhören in der Gegenwart zu leben. Ich lenke seit meiner Krankheit meine Energie, meinen Fokus bewusst auf die guten Dinge. Dazu nutze ich Techniken aus dem Mentaltraining. So erzeuge ich bewusst positive Gefühle und überschütte meinen Körper unterstützend mit positiven Hormonen.
Den eines kann ich euch sagen: Ohne Schatten, kein Licht. Ohne Regen, keine Blumen. Ohne Leben, kein Tod. Nordpol-Südpol. Regen-Regenbogen. In dunkelsten Tagen lernt man seine wahre Stärke kennen. Das kann ich definitv unterschreiben.
Ja, durch den Krebs, würde ich die Welt in all ihren wunderbaren Facetten, nicht so intensiv wahrnehmen. Dafür, bin ich i.wie dankbar.
Abschließend möchte ich mich bei meinem “Team” nochmal bedanken. Meine Familie und engsten Freunde. Jedes Mal, wenn ich am Punkt angelangt war, nicht mehr weitermachen zu wollen. Meine Kraft am Ende war. Körperlich als auch psychisch. IHR WART DA. Ihr habt mir Mut zugesprochen, weiterzumachen. Ihr habt mich gepflegt und gehegt und mich in den schwierigsten Zeiten zum Lachen gebracht. Ja und zu diesen Team gehören auch die vielen Ärzte und Pflegehelfer, die alles für mich getan haben.
Ich danke euch von ganzen Herzen. Ohne dieses Team hätte ich meinen Horst’l auch nicht besiegen können.