Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Angst vor dem Tod

Die große Frage – oft steht sie im Raum, ich Stelle sie mir auch selbst: habe ich Angst vor dem Tod?
Ich denke nicht.

Der Tod erscheint mir nicht als etwas, dass ich fürchten muss. Vielmehr ist es der Abschied und der Schmerz den ich zurücklasse. Das macht mir Angst.

Wie soll ich mich von meiner kleinen Tochter verabschieden? Wie soll ich ihr erklären, dass ich in ihren schlimmsten Tagen nicht bei ihr sein kann um sie zu trösten? Wie soll ich diesem kleinen, tapferen Mädchen die Gewissheit mitgeben, dass es wieder hell wird? Dass die Dunkelheit, die Traurigkeit, die Wut und die Einsamkeit vergehen?

Es würde mir so viel leichter fallen mich mit dem Tod zu arrangieren, wenn ich nicht Mama wäre.

Meine Freunde, meine Familie… Sie alle werden wissen, dass es ok ist. Dass das Leben eben nicht fair ist. Sie werden wissen, dass sie die Lücke die ich hinterlasse irgendwann füllen können. Mit neuen Menschen und mit Erinnerungen an mich.

Wenn ich an den Abschied denke denke ich nur an meine kleine Tochter. Ich denke nicht “womit habe ich das verdient?”, ich denke “womit hat sie das verdient?”

Ich will sie um mich haben bis zur letzten Sekunde. Und doch ist das letzte was ich will, dass sie das aushalten muss. Ich will sie in den Arm nehmen. Eigentlich immer. Ich will so viel Nähe und Liebe mit ihr teilen, dass es für fünf Leben reicht. Aber ich will sie nicht einengen. Sie soll nicht die nächsten Jahre in Angst um mich leben und auch nicht die Verantwortung spüren mich glücklich machen zu müssen.

Ich bin glücklich, wenn sie es ist. Aber wie soll sie glücklich sein, wenn sie begreift? Nicht mein Tod wird mir das Herz zerreißen, ihr Verlust wird es. Und ich sitze hier und Weine, weil ich den Menschen, den ich am allermeisten und so bedingungslos liebe so sehr verletzen werde.

Ich habe keine Angst vor dem was nach dem Tod kommt, aber ich habe große Angst vor dem Abschied. Ihr könnt mich fragen – ich werde ehrlich sein. Aber ich werde mir immer alle Mühe geben es mir nicht anmerken zu lassen, denn die Reaktion meines Umfeldes auf meine Angst ist genau das was mir Angst macht.

Noch bleibt die Hoffnung, ein kleiner Funke… Vielleicht bleibt mir der Abschied noch eine Weile erspart.

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