Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

7 Stunden Nasenbluten

Probleme gibts, die kann man sich gar nicht ausdenken.

Ich habe eine Septumperfuration. Das bedeutet ich habe ein Loch in der Nasenscheidewand. Das ist nicht weiter schlimm und auch schon eine Weile so. Eigentlich wollte ich das operativ richten lassen, weil es die Nasenatmung stört und weil es hin und wieder blutet.

Leider kamen der Krebs und seine Therapien mir bislang dazwischen.

 

Jetzt habe ich auch noch eine Lungenembolie. Die ist natürlich das größere und ernstere Problem.

Um sie zu behandeln bekomme ich Heparin und zwar gar nicht Mal so wenig.

 

Gestern Nachmittag gegen halb 5, beim Abendessen, begann meine Nase zu bluten. Das passiert, wenn ich mich schnäuze, oder die Nase stark hochziehe, oder nieße schon Mal. In der Regel blutet es nicht stark und auch nur einige Sekunden bis wenige Minuten.

Als das Nasenbluten zum Ende des Abendessens immer noch nicht aufgehört hatte war ich ein wenig genervt.

 

Es entbehrt nicht jeder Ironie, dass ich, mit meinen niedrigen Thrombozyten vor einigen Wochen, große Sorgen hatte ausgerechnet mit meiner Nase und dort auftretenden und vielleicht schwierig zu stillenden Blutungen, in Schwierigkeiten zu geraten und mir jetzt genau das Heparininduziert passiert.

 

Es blutete nicht stark und ich dachte ich könnte es problemlos aussitzen. Zeit hatte ich ja.

Doch es wurde und wurde nicht besser. Ganz im Gegenteil – zwischendurch wurde es sogar zeitweise deutlich stärker und ich begann meine Nase notdürftig zu tamponieren.

An liegen war so nicht zu denken und so saß ich, vornübergebeugt, im Bett und wartete, dass die Blutung zum Erliegen kommt.

 

 

Irgendwann rief ich die Schwester, die mir den Nacken kühlte und mir eine wasserdichte Betteinlage und feuchte Waschlappen und dergleichen brachte.

 

Meine Nase blutete weiter.

Da die Blutung nicht stark war war das an sich kein bedrohliches Problem, aber nach einigen Stunden sitzen mit tamponierter Nase wurde es doch anstrengend. Außerdem bin ich nachts auf Sauerstoff angewiesen und die Versorgung ist mit blutender, oder gar tamponierter Nase schwierig.

 

Gegen zwanzig vor 9 hörte es endlich auf. Ich traute mich kaum durch die Nase zu atmen. Endlich konnte ich in Ruhe etwas trinken und mich hinlegen.

 

Aber die Freude war von kurzer Dauer. Schon nach fünf Minuten bekam ich einen kurzen aber heftigen Hustenanfall, würgte einen Haufen blutigen Schleim hoch und fand mich Mal wieder im Bett sitzend mit Nasenbluten. Dieses Mal allerdings ohne jeden Nerv dafür.

 

Von da an wollte es gar nicht mehr besser werden. Jeder Versuch zu tamponieren war von kurzer Dauer.

Um 10 übernahm die Nachtschwester und wir starteten die Mission “Nasenbluten beenden”.

 

Zunächst einmal mit Otriven. Auf die Idee wäre ich nicht gekommen, aber eine kurze Recherche ergab, dass es zumindest einen Versuch wert ist.

Ich bekam also Otrivengetränkte Tamponaden in die Nase. Der Effekt ging gegen 0. Die nassen Tamponaden allerdings sahen blutgetränkt zumindest spektakulär aus.

 

Versuch Nummer zwei war Tranexamsäure. Ich bildete mir ein, dass die Blutung zumindest schwächer wurde.

 

Inzwischen hatte mir die Nachtschwester auch eine Sauerstoffmaske beschafft, so dass ich ohne Nasenbrille mit Sauerstoff versorgt werden konnte. Aber mit den blutigen Tamponaden unter der Maske war das auch nicht gerade ein großer Spaß.

 

 

Kurz vor Mitternacht starteten wir den letzten Versuch das Nasenbluten zu stoppen. Dieses Mal mit Adrenalin. Und tadaaaa… Nach 20 Minuten mit den getränkten Tamponaden in der Nase war Ruhe.

Gegen halb 1 konnte ich ohne Nasenbluten schlafen gehen.

 

Ich hoffe so sehr, dass ich heute, morgen und bis in alle Ewigkeit von Nasenbluten verschont bleibe…

 

Oh und als heute früh der Pfleger einen Coronatest machen wollte war das wirklich das erste Mal, dass ich bereit war mich zu weigern. Man kann an mir so viel testen wie man will, aber in meiner Nase stochert in den nächsten Tagen niemand rum.

Das hatte er aber zum Glück auch gar nicht vor und meinte ganz geistesgegenwärtig, nach dem endlosen Nasenbluten von gestern wird bei mir nur noch im Rachen angestrichen.

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