eine Hiobsbotschaft nach der anderen
Hinter der Bezeichnung “Leukämie” verbirgt sich nicht nur eine Krankheit, sondern mehrere: Man unterscheidet sie anhand des Krankheitsverlaufs und der jeweils betroffenen Blutzellen. Immer wichtiger werden die genetischen Veränderungen in den Leukämiezellen: Fachleute finden bei der Untersuchung des Erbmaterials der Krebszellen Unterschiede. Sie nutzen diese zur Einteilung in Untergruppen. Diese Unterscheidung ist wichtig: Die Behandlung kann je nach Untergruppe der Leukämie verschieden sein.
Um die genaue Leukämie festzustellen, sind Knochenmarkpunktionen nötig. Im groben gibt es 4 Leukämieformen. Die akute myeloische Leukämie, die akute lymphatische Leukämie und dann noch die chronischen Leukämien.
Je nachdem um welche Untergruppe es sich handelt, werden die Chemotherapien zusammengestellt. Bei Leukämie ist das denke ich, extrem. Jeder hat eine andere Form von Leukämie, jeder erhält eine ganz individuelle Therapie. Man kann sich mit niemanden vergleichen, jeder ist ein Individuum.
Die erste Knochenmarkpunktion wurde bei mir gleich bei der Diagnose durchgeführt. Auf die Ergebnisse wartete ich 3 lange Wochen, währenddessen lief schon der erste Chemozyklus in mich hinein.
Dieses “Warten” war immer sehr nervenzerreißend. Denn man wusste bei mir zwar, dass es sich um eine AML handelt, aber die genaue Unterform, und wie schlimm es tatsächlich war, wussten wir zu diesen Zeitpunkt noch nicht. Ich fieberte jeden Tag im Krankenhaus darauf hin und wartete jeden Tag auf die Ärzte, immer mit der Hoffnung, dass wir schon mehr wussten. Zu diesen Zeitpunkt war ich noch guter Dinge. Ich stellte mich darauf ein, dass ich Leukämie hatte und ich einige Chemotherapien benötigen werde. ABER dann wird das wieder, ganz sicher. 🙂 Ich war guter Dinge.
Um festzustellen ob der erste Chemozyklus anschlug, musste erneut eine Knochenmarkpunktion durchgeführt werden. Alle waren sehr nervös, denn wir hofften doch alle i.wie auf ein Happy End.
Doch dann kam die Hiobsbotschaft: Die Ärzte im LKH Fürstenfeld wussten bereits wie schlimm es tatsächlich um mich stand. Ich wurde aber ins LKH Graz transportiert um mich dort von den Fachärzten auf der KMT-Station (Knochenmarktransplantationsstation) aufklären zu lassen.
HOLY SHIT …. DIESEN TAG WERDE ICH IN MEINEM GANZEN LEBEN NIE MEHR VERGESSEN!!
Ich wurde bei Frau Dr. Z. vorstellig. Ihr Worte waren sofort: “Isabella, es tut mir Leid Ihnen das sagen zu müssen, aber Sie wissen, es steht sehr schlecht um Sie? Der erste Chemozyklus schlug nicht an, das ist ein Indiz dafür, dass Ihre Leukämieform immer und immer wiederkommen wird. Wenn Sie wollen, können Sie an einer Forschung teilnehmen, wir versuchen es. Um eine kleine Chance zu haben, ist eine Stammzellentransplantation notwendig. Aber selbst dann, ist es sehr Wahrscheinlich, dass Ihre Leukämie wiederkommt und diese zum Tot führt. Und eines muss ich Ihnen auch noch sagen, sie werden keine Kinder mehr bekommen können. Denn die Chemotherapien führen zur totalen Unfruchtbarkeit, Ihre Eierstöcke werden quasi abgetötet.”
Na toll. Das waren doch gute Aussichten, oder? Ich konnte während des gesamten Gespräches mit Frau Dr. Z. nur noch weinen. Ich stand einfach so dermaßen neben mir. Tot mit 26 Jahren, keine Kinder… Dieses Gespräch dauerte ca. eine Stunde. Denn danach wurde ich noch über die Stammzellentransplantation aufgeklärt, die man mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit, ebenfalls nicht überlebt, so ein schlimmer Eingriff ist das für den menschlichen Organismus.
Das Krankentaxi fuhr mich anschließend wieder ins LKH Fürstenfeld zurück. Ich rief meine Mama an und sagte zur ihr :”MAMA, bitte hol mich ab. Ich möchte nachhause und meine letzten Wochen leben und in Ruhe sterben. Alle Ärzte sagen, ich habe keine Chance mehr. Also, warum weitermachen, wenn ich sowieso daran versterbe!”
Ich kann mir nicht einmal annährend vorstellen, wie furchtbar das für eine Mama sein muss. Aber zu diesen Zeitpunkt konnte ich nicht mehr. Von den besten Ärzten abgeschrieben, ich war nur noch ein Versuchskaninchen und Forschungsobjekt.
Retour im LKH Fürstenfeld, warteten dort schon die Psychologin sowie meine Oberärztin auf mich. Sie umarmten mich, denn sie wussten schon vorher, was sie mir in Graz sagen würden. Diese Ärztin dort war ein Engel. Sie meinte zu mir: ” Isabella, wenn du jetzt mental aufgibst, dann bist du Tot! Du kannst jetzt nur auf ein Wunder hoffen. Deine innere Einstellung trägt mind. 30% zum Erfolg bei !”
Daraufhin kam meine Schwester sowie meine Mama zu Besuch. Sie hatten eine Riesenpackung Taschentücher mit. Wir weinten alle gemeinsam. Mama baute mich wieder auf. Sie sagte zu mir:” Mäderl, du schaffst das! Wir versuchen alles um dich am Leben halten zu können. Bitte, du musst weitermachen. Du darfst nicht einfach nachhause gehen um zu sterben!”
Dieser Tag war der Wendepunkt in meiner Krankengeschichte. Ich fing mit Mentaltraining an, krempelte meine gesamte Denkweise um. Fokussierte mich ausschließlich auf Gesundheit und nahm den Krebs an. Ich arrangierte mich mit dem Tot. Schrieb Briefe etc. Ich gestaltete mein Isolierzimmer in ein positives Krankenzimmer um. Denn wenn ich schon sterbe, dann als lachender Mensch, dass war für mich klar. Ich nutzte das Gesetz der Anziehungskraft für mich und seitdem lebe ich danach.
Der Glaube versetzt Berge. Und das war das einzige worauf ich mich noch fokussieren konnte. Alles war gegen mich. Der Tot so unfassbar nahe. Ich konnte nur noch auf mein eigenes Wunder hoffen.
Mehr darüber, gibt’s beim nächsten Beitrag. Wir lesen uns 🙂