Erleichterung vs. Belastung
Wie geht es weiter?
Fragen über Fragen. Seit meiner Diagnose erlebe ich ein emotionales Auf und Ab, wie man es sich nicht vorstellen kann. Vor zwei Wochen bekam ich die erleichternde Nachricht, dass keine Metastasen auf meinem CT zu sehen sind. Letzte Woche stellte sich heraus, dass auch das Schädel-MRT sauber ist.Also auf in die nächste Therapie. Ich bekam die endgültige Zusage der Krankenkasse für meine Therapie mit Trodelvy (Sacituzumab Govitecan).
Nur wenige Tage später steht wieder alles in Frage. Krebszellen in der Haut. Die gesunde Seite ist nicht länger gesund.
Wie geht es jetzt weiter?
Ich habe sehr für meine Therapie mit Trodelvy (Sacituzumab Govitecan) gekämpft. Ich lege große Hoffnungen und auch Erwartungen in diese Chance. Und jetzt?
Kann ich diese Therapie überhaupt machen? Muss ich warten? Muss ich erst operiert werden? Oder sollte ich zunächst eine Strahlentherapie machen?
Wer kann mir diese Fragen beantworten?
Wer möchte für solche Entscheidungen die Verantwortung übernehmen?
Wenn die systematische Therapie mit Sacituzumab Govitecan anschlägt ist sie sicher gleich zu Beginn am sinnvollsten. Hinterher kann man operieren, dann genauer benennen ob noch Krebszellen da sind/waren und dann im Idealfall mir der Bestrahlung den letzten Zellen den Todesstoß verpassen. Aber wer weiß ob das Medikament anschlägt?
Was wenn nicht?
Dann kann der Krebs sich ungehindert ausbreiten…
Die Therapie dauert 24 Wochen. 24 Wochen zuviel, wenn der Krebs weiter wächst.
Gibt es ein anderes Medikament, dass den Krebs zurückdrängen kann vor einer Operation?
Seit Freitag, seit ich weiß, dass die Haut meiner rechten Brust, welche bereits mastektomiert ist, befallen ist, denke ich meine Optionen hin und her.
Keine ist wirklich gut.
Ist eine besser als eine Andere?
So oder so, wenn es schief geht werde ich mir denken “hätte ich doch…”.
Aber hätte ich doch was?
Mir ist alles egal. Kein Preis ist mir zu hoch! Ich will nur diesen Krebs besiegen.
Man kann mir jedes Körperteil amputieren, ich lasse jede Therapie über mich ergehen.
Die Entscheidung ist keine zwischen soll ich oder soll ich nicht. Sie ist eine “wie besiege ich den Krebs am ehesten” Entscheidung und wenn man ganz ehrlich ist weiß das keiner.
Morgen habe ich einen Termin in dem hoffentlich alle Möglichkeiten detailliert besprochen werden können. Ich möchte alles wissen. Jedes Risiko, jede Möglichkeit kennen.
Zu oft schon haben die Ärzte versucht mich zu schonen.
Ich will nicht und ich muss nicht geschont werden.
Ich bin hier, ich lebe und ich werde das beste aus diesem Jahr machen. Keine Therapie wird mich länger in die Knie zwingen.
Ich weiß, dass meine Chancen nicht gut stehen, aber wenn es eine Möglichkeit gibt diese Krankheit zu besiegen, dann werde ich alles tun sie zu nutzen.
Ich habe (oder muss ich sagen hatte?) einen triple negativen Tumor in der Brust. Er war hochaggresiv und ist sehr schnell gewachsen. Ich hatte fast ein halbes Jahr Chemo. Ich habe keine Dosisreduktion und keine Verkürzung akzeptiert. Ich habe mir beide Brüste entfernen lassen (der Hautmantel wurde erhalten und es wurden Implantate, sogenannte Expander, eingelegt). Ich habe nach Wundheilungsstörun und Implantatinfektion viel zu spät in die Bestrahlung starten können.
Die Haut meiner Erkrankten Brust und das Implantat auf dieser Seite müssten entfernt werden und es wurde ein massiver Befall der entfernten Haut und zwei neue Tumorherde gefunden.
Mit diesen Voraussetzungen bin ich in die Strahlentherapie gestartet und habe mir die volle Dosis geben lassen.
35 Termine, 70 Gray Strahlung und Hyperthermie. Mehr ging nicht.
Es hat nicht gereicht. Der Krebs ist immer noch da und er wächst.
Also auf ein Neues.
Ich hoffe morgen Abend bin ich schlauer und habe einen Weg vor Augen. Es wird ein Harter sein, aber ich hoffe er wird mich an mein Ziel bringen: Krebsfrei, in Remission.