Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Annette fragt… Diana Neumann

Bei den Recherchen zu einem Blogtext stieß ich auf die Homepage von Diana Neumann, die ich mittlerweile zu meinen guten Bekannten zählen darf. Sie ist Ganzheitliche Gesundheitsberaterin und als Brustkrebslotsin tätig. Sie versteht sich als ganz persönliche Ansprechpartnerin und Begleiterin für betroffene Frauen während der Akutbehandlung und steht ihnen mit Rat und Tat und ganz praktischen Tipps wie eine Freundin zur Seite. Und wudnervollerweise bietet sie ihre Begleitung kostenlos an.

Sie ist verheiratet, Mutter und seit Kurzem auch zweifache Oma, außerdem zusätzlich zu ihrem eigentlichen Job Bloggerin und Podcasterin. Sie wohnt im Wechsel in Berlin und auf Mallorca, isst gerne Kuchen und liebt das Tanzen. Sie hatte vor neun Jahren Brustkrebs und ist krebsfrei. Freut auf ein ehrliches, offenes Interview mit einer Mutmacherin, die meiner Meinung nach viel zu still und unbekannt ist.

Annette: Liebe Diana, wie wurde dein Brustkrebs entdeckt?

Diana: Im Februar 2013 bemerkte ich, dass sich meine linke Brustwarze leicht einzog. Das war nicht ständig so, manchmal sah sie dann auch wieder normal aus. Aber ich fand das komisch und schaute mir das immer wieder im Spiegel an. Tasten konnte ich zu dem Zeitpunkt nichts. Wie das Leben so spielt, war ich zu dem Zeitpunkt beruflich sehr eingespannt. Ich fand, nein, ich nahm mir nicht die Zeit, mal zur Ärztin zu gehen. Im Nachhinein ärgert mich das, weil ich – was ich sonst nicht bin – sehr nachlässig war. Im Juni hatte ich dann eh meine jährliche Gyn-Untersuchung und zeigte der Ärztin die Veränderung. Sie konnte auch nichts tasten, machte aber ein Ultraschall. Sie sagte, das Gewebe sei verändert, aber sie könne es nicht deuten. Eine Mammografie müsse gemacht werden. Die Ärztin bemühte sich für mich um einen schnellen Termin zur Mammografie, aber es war kurzfristig kein Termin zu bekommen. Nun standen die Sommerferien vor der Tür und eine 4wöchige Reise in die USA. Also hatte ich erst nach der Reise Ende Juli 2013 den Termin.

Auf dem Rückflug nach Deutschland hatte ich schon ein ungutes Gefühl und war sehr melancholisch. Und dann ging es ganz schnell: Mammo, Ultraschall, Stanze – keine guten Nachrichten, es war Brustkrebs. In der Woche drauf war die OP, eine Mastektomie.

Annette: Ich habe das volle Krebstherapie-Programm durchlaufen: Chemo, Bestrahlung, Antikörpertherapie und bin in der Antihormontherapie. Wie war das bei dir?

Diana: Bis auf die Antikörpertherapie habe ich auch so ziemlich alles durch: OP (Mastektomie), Chemo, Bestrahlung, Brustaufbau mit Implantat, Antihormontherapie und einen erneuten Brustaufbau mit Eigengewebe (DIEP), wegen Kapselfibrose. Ein strammes Programm. Die Anti-Hormontherapie habe ich letztes Jahr nach 7,5 Jahren auf eigenen Wunsch, aber mit Unterstützung meines Onkologen, beendet.

Annette: Deine Diagnose liegt schon neun Jahre zurück. Leidest du noch an Nachwirkungen deiner Therapien? Wenn ja, an welchen?

Diana: Ich bin körperlich recht glimpflich durch die Therapie gekommen. Zum Glück habe ich keine nennenswerten Nachwirkungen, auch keine Polyneuropathien. Das Einzige, was ich aus der Chemo mitgenommen habe, sind einige zusätzlichen Pfunde. Ich habe während der Taxol-Gabe gute 8 kg an Gewicht zugelegt, die sich auch leider hartnäckig halten. Während der Antihormontherapie hatte ich typischerweise mit Gelenkschmerzen, insbesondere dem Anlaufschmerz, und Haarausfall zu tun.

Die Gelenkschmerzen sind seit Beendigung der Antihormontherapie letzten Jahres wieder weg, der Haarausfall hat sich leider nicht besonders gebessert. Aber das ist im Grunde genommen eine reine Äußerlichkeit und ich bin meinem Körper dankbar, was er alles mit mir durchgemacht und ausgehalten hat.

Annette: In meiner Familie gibt es keine Brustkrebsvorerfahrung. Du selbst hast eine Mutter, die an Brustkrebs erkrankt war. Auf deiner Homepage nennst du sie deinen „Rettungsring“, was ich wunderschön finde. Was genau meinst du damit?

Diana: Meine Mama ist mit 46 Jahren – so wie ich auch 46 Jahre alt war (Zufall?) – an Brustkrebs erkrankt. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit. Damals war die Behandlung hammerhart (ist sie heute natürlich auch noch). Es gab keinen Port, die Chemo wurde in die Vene im Handrücken gegeben. Danach bekam sie ein (in Zahlen: 1) Zäpfchen gegen Übelkeit mit nach Hause und war sich selbst überlassen. Die Psychoonkologie steckte wahrscheinlich noch in den Kinderschuhen oder war vielleicht auch noch nicht existent. Jedenfalls gab es keinerlei Unterstützung wie es sie heute gibt.

Heute, da ich weiß, wie sich Krebs anfühlt, habe ich großen Respekt, was sie damals geschultert hat. Sie weiß also, wovon sie spricht. Mir hat es gutgetan, mich mit ihr auszutauschen und über meine Ängste zu sprechen, weil sie es selbst erlebt hat. Das erscheint mir wichtig, sich auch mit einer „Erfahrungsträgerin“ auszutauschen, die schon dort war, wo ich gerade bin. Ich hatte während der Chemo mit Depressionen zu tun und meine Mama war immer für mich da, wenn es mir schlecht ging. Deshalb war sie mein Rettungsring, nach dem ich immer greifen konnte. Wir haben viel zusammen gemacht, geredet und sie hat mich jedes Mal zur Chemo begleitet. Für ihre Fürsorge und dass sie immer für mich da war, bin ich sehr dankbar.

Heute ist meine Mama übrigens stolze 82 Jahre alt, für ihr Alter ziemlich fit (arbeitet noch täglich im Garten) und seither krebsfrei, obwohl ihre Prognose eher düster war. Im Grunde genommen, war sie damals meine Brustkrebs Lotsin.

Annette: Du hast vor deiner Diagnose als Mitarbeiterin in einem Abgeordnetenbüro im Deutschen Bundestag gearbeitet. Mittlerweile begleitest du Frauen nach ihrer Brustkrebserkrankung, hast einen Krebsblog und machst Podcasts. Wie kam es zu diesem Berufswechsel?

Diana: Nach meiner Brustkrebserkrankung, als ich wieder arbeiten ging, habe ich mir geschworen, mich im Job nicht mehr stressen zu lassen, besser auf mich zu achten und Dinge zu tun, die mich erfüllen und mir Sinnhaftigkeit geben.  Mein Job hat mir großen Spaß gemacht, aber er war auch sehr stressig. Ich war  schneller in der alten Mühle als es mir lieb war. Ich musste mich oft daran erinnern, dass meine gefassten Vorsätze nicht verfliegen.

Über eine berufliche Veränderung habe ich oft nachgedacht. Ich bin aber aus Loyalität bis zum Ausscheiden meines Chefs aus dem Bundestag im Jahr 2017 geblieben.  Danach und inzwischen in einem anderen Abgeordnetenbüro tätig, machte sich dann doch die Sehnsucht nach einer sinnstiftenden Tätigkeit breit und so reifte in mir immer mehr der Gedanke, mich beruflich verändern zu wollen.

Im Sommer 2018 habe ich dann den Sprung gewagt, den Bundestag verlassen und es nicht bereut. Ich habe eine Weiterbildung zur Ganzheitlichen Gesundheitsberaterin gemacht und mich dann im November 2018 selbständig gemacht.

Annette: Wenn man sich von dir coachen lassen möchte, wie tritt man am besten mit dir in Kontakt? Und wie läuft so ein Coaching dann genau ab?

Diana: Ich sage so ungern „coachen“, denn das impliziert, dass es ein bestimmtes Ergebnis geben muss, was ich nicht versprechen kann. Ich sehe mich eher als „Begleiterin“ oder eben als „Lotsin“, wo ich gemeinsam mit der erkrankten Frau ein Stück ihres Weges gehe. Mein Bestreben ist es, dass Frau bestmöglich, sowohl körperlich als auch mental, durch die Therapie kommt.  Ich mache Mut, wenn es einen Hänger gibt, gebe Tipps bei bestimmten Nebenwirkungen und versuche den Fokus auf das Leben, das bestmögliche Leben, zu lenken. Wir treffen uns regelmäßig einmal die Woche per Zoom und sprechen über die Themen, die gerade aktuell sind.

Häufig kommen auch Fragen, wie „Sag mal, wie war das bei dir… ?” “War das auch so und so? ” Oder “Hast du das auch gemacht/erlebt?“ Meistens entwickelt sich ein freundschaftliches Verhältnis, wie gute Freundinnen. Ein gutes soziales Netzwerk und der Austausch können wichtig für den Genesungsweg sein und Halt bieten. Man fühlt sich nicht allein.

Ich bin gut über meine Homepage www.diananeumann.de erreichbar– dort entweder über das Kontaktformular oder auch per Mail oder Telefon, ebenfalls auf meiner Homepage zu finden.

Eulenspiegel IMG_ Scaled Aspect Ratio
Diana beim Online-Coaching

Annette: Wir beide haben zusammen einen Podcast zum Thema „Ängste“ gemacht. Auf deinem Blog finden sich ein paar Texte dazu. Welche fünf Tipps kannst du (Brust-)Krebspatientinnen spontan geben, um ihre Ängste in den Griff zu bekommen?

Diana: Das Thema Angst ist ein sehr großes Feld und nimmt meist viel Raum ein. Das hat es jedenfalls bei mir getan. Meine 5 ad-hoc-Tipps wären:

1. Ängste nie wegdrücken. Schickt man sie weg, kommen sie immer mit Verstärkung wieder. Sich unbedingt damit auseinandersetzen. Eventuell der Angst einen Namen geben (bei mir hieß die Angst Herr A. ). Hilfreich ist auch, Tagebuch zu schreiben.

2. Sich fragen, wovor man genau Angst hat. Vor Schmerzen, Siechtum oder gar Tod? Genau hinsehen und dem etwas „positives“ entgegensetzen, was die Angst entschärfen könnte, z.B. gegen Schmerzen gibt es Medikamente.

3. Ist das, wovor ich Angst habe wahr? Ist das, was Angst macht, eingetreten? In den meisten Fällen nicht. Sich das klarzumachen, kann die Angst etwas lindern

4. Atmen – hilft immer, vor allem bei Panik. Ruhig einatmen und länger ausatmen als einatmen. In der Natur, z.B. im Wald ist das Atmen noch schöner. Es gibt auch die sogenannte Quadratatmung: 4 Zähler einatmen – 4 Zähler den Atem einhalten – 4 Zähler ausatmen – 4 Zähler wieder Atem einhalten. Und das einige Runden machen.

5. Bewegung – baut Stresshormone ab. Ein kleiner (strammer) Spaziergang reicht schon aus. Oder mein Lieblingsding: Tanzen. Coole Musik an und drauf los tanzen. Völlig wurscht wie es aussieht, einfach alles rauslassen. 

Annette: In einem Blogtext gibst du ganz provokativ den Tipp „Essen gegen Angst“. Das meinst du doch nicht wirklich ernst, oder? Welchen Einfluss soll die Nahrung denn auf unsere Psyche haben? 

Diana: Na klar meine ich das ernst! Naja, wir können nicht wirklich die Angst „wegessen“, aber es gibt viele Nahrungsmittel, die sich positiv auf unsere Psyche auswirken können. Das hat etwas mit unserem Gehirnstoffwechsel zu tun, bei dem die Botenstoffe Serotonin, Dopamin und Noradrenalin eine wichtige Rolle spielen. Diese Botenstoffe regulieren unsere Stimmung, unser Wohlbefinden, Glücksgefühle oder auch das Stress- und Schmerzempfinden und sollten optimalerweise im Gleichgewicht sein. Bestimmte Nährstoffe aus der Nahrung können die Produktion dieser Botenstoffe fördern.

Die Chemie ist kompliziert und es ist ein sehr ausgeklügeltes System, aber ein gutes Beispiel ist die berühmte heiße Milch mit Honig, wenn man nicht einschlafen kann. In Milch ist Tryptophan (eine Aminosäure) enthalten, die Vorstufe zum Serotonin – dem Glückshormon. Das Tryptophan wird umgewandelt in Serotonin, das wiederum bei Dunkelheit in Melatonin umgewandelt wird, was uns müde macht. Vielen hilft das beim Einschlafen.

Und so können viele Nahrungsmittel,  auf unsere Psyche wirken. Besonders positiv, die mit hoher Nährstoffdichte – sprich Gesundes, also Gemüse, Obst, gute Fette wie Omega-3 und Hülsenfrüchte.

Annette: Dein Podcast heißt „Brustkrebs an die Leine“. Ein wundervoller Titel wie ich finde. Wie kamst du darauf und welche Intention steckt dahinter?

Diana: Der Titel zum Podcast entstand, als ich unseren Golden Retriever Eddie beobachtete: er war zu dem Zeitpunkt noch sehr jung und wie so ein junger Hund eben ist, öfter mal außer Rand und Band. Wenn Eddie beim Gassi gehen nicht hört, kommt er an die (kurze) Leine. So kann ich den Weg und die Richtung bestimmen und habe ihn unter größtmöglicher Kontrolle. Das habe ich dann auf den Krebs übertragen. Ich stelle mir vor, den Brustkrebs an die kurze Leine zu nehmen, damit er nicht die Oberhand über mich gewinnt. Wir sind Schöpfer und nicht Opfer.

Ich habe den Podcast ins Leben gerufen, obwohl ich zugegebenermaßen lieber schreibe als spreche. Ich weiß aber, dass viele Frauen lieber etwas hören als lesen, gerade während oder die Tage nach der Chemo, wo man oft verschwommen sieht und das Lesen schwerfällt. Und eigentlich ist mein Podcast, bis auf unser gemeinsames Gespräch zum Thema Angst und der Podcast mit Antje über ihre Teilnahme an der ADAPTlate Studie, 1 : 1 mein Blog gesprochen.

Eulenspiegel IMG_
Diane und ihr Hund Eddie

Annette: „Ich will mein altes Leben zurück“ oder „Krise als Chance“. Als Coach begleitest du sicherlich oft Menschen, die zwischen diesen beiden Entscheidungen stehen. Was rätst du ihnen, um sich darüber klar zu werden, in welche Richtung es gehen soll?

Diana: Ich persönlich glaube, dass jede Erkrankung eine Botschaft enthält. Es gibt ja diesen Spruch: „Sagt die Seele zum Körper: geh du voran, mein Mensch hört ja nicht auf mich.” Es ist nicht zwingend notwendig, das Leben komplett auf den Kopf zu stellen, aber in meinen Augen lohnt es sich, einmal darüber nachzudenken.

Nach einer Krebsdiagnose ist man schließlich mit seiner Endlichkeit konfrontiert. Die Zeit, die übrig ist – egal ob kurz oder lang, was wir einfach nicht wissen, – wie möchte ich diese verbringen? Ist mein Leben, wie und wo ich lebe, mein Job, meine Partnerschaft, mein Freundeskreis noch stimmig? Gibt es einen Bereich, wo ich etwas verändern möchte? Das muss nicht immer gravierend sein wie ein Jobwechsel oder die Trennung vom Partner, das können auch kleine Dinge sein, z.B. achtsamer zu sein, die Wunsch-Reise machen oder die Nachbarin zum Kaffee einzuladen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Und wer nachher zu dem Schluss kommt, alles ist gut, wie es ist, dann wunderbar. Ich habe über dieses Thema einen Blog geschrieben und ein Arbeitsblatt mit „Fragen an mein Leben“ angehängt, als kleine Hilfestellung und Anregung. Wenn du magst, dann schau gerne mal hier.

Annette: Ein Artikel von dir beschäftigt sich mit dem „Niksen“. Dieser Begriff sagte mir bisher nichts. Worum handelt es sich dabei und warum hältst du es für wichtig, dass (Brust-)Krebspatientinnen sich mit diesem Thema beschäftigen?

Diana:Niksen“, aus dem Holländischen, bedeutet so viel wie „nichts tun“. Ich habe den Blog in einer Phase geschrieben, in der ich gefühlt wenig produktiv war und deshalb ein schlechtes Gewissen hatte. Wir denken immer, ständig etwas tun zu müssen. Nichtstun wird allgemein oft gleichgesetzt mit Faulheit. Wir können es deshalb oft nicht zulassen, nix zu machen (im Gegensatz zu den Italienern, die das „dolce far niente“, das süße Nichtstun huldigen) und haben ein schlechtes Gewissen. Aber warum, fragte ich mich, und wem gegenüber?

Und dann fiel mir – wie das Universum so spielt – dieses Buch über das „Niksen“ in die Hände. Darin ist die bewusste Art des Nichtstun beschrieben und dass wir uns durchaus die Erlaubnis geben dürfen, alle Viere gerade sein zu lassen. Gerade während der (Brust-)Krebsbehandlung, die mächtig kräftezehrend und mit so vielen Arztterminen versehen ist, ist es super wichtig, sich kleine bewusste Ruhe-Inseln zu schaffen. Und zwar nicht erst, wenn wir total erschöpft nach dem Hausputz auf die Couch sinken, sondern schon vorher und immer wieder zwischendurch und zwar ganz bewusst, achtsam. Und ganz wichtig: ohne schlechtes Gewissen.

Wir versuchen, immer alles perfekt und es jedem recht zu machen. Nee, müssen wir nicht. Wir dürfen uns die Erlaubnis zum Nichtstun geben. Jedes bestimmte Nein ist ein liebesvolles Ja zu sich selbst. Ich beschreibe in dem Blog die „O.K.-Übung“. Man übt sich darin, das Nichtstun zuzulassen. Es ist o.k., z.B. heute nicht ans Telefon zu gehen, eine Verabredung abzusagen oder seine Meinung zu ändern.  Und nebenbei gesagt, unser Gehirn braucht auch mal Pause und dankt es uns, um Geschehenes verarbeiten zu können. Und oft kommen gute Ideen spontan aus dem scheinbaren „Nichts“.

Annette: Du hast einen Podcast zum Lymhphsystem gemacht. Das ist echt wichtig für die Gesundheit, da es quasi wie ein Reinigungstrupp funktioniert. Was können wir alle tun, um unser Lymphsystem in Fluss zu halten?

Diana: Unser Lymphsystem ist enorm wichtig und eine geniale Einrichtung des Körpers. Es ist in der Tat unser Reinigungstrupp und unsere Müllabfuhr.  Das war mir lange nicht klar, bis ich mich damit beschäftigte. Bei Brustkrebs wird zwar immer untersucht, ob Lymphknoten angeschwollen oder gar befallen sind, aber das System als solches ist total unbekannt. Dabei ist es immens wichtig für die Immunabwehr, für den Abtransport der Lymphe und um das Gewebe zu entwässern.

Täglich fließen um die 2 – 3 Liter Lymphflüssigkeit durch den Körper und nehmen den „Müll mit raus“, also Bakterien, Viren, Fremdkörper, Stoffwechselprodukte, aber auch Zelltrümmerteile und Krebszellen. Und den „Müll“ loswerden wollen wir doch alle, oder? Also ist es eine gute Idee, das Lymphsystem anzuregen und es zum Fließen zu bringen. Denn anders als das Blut, das vom Herzen durch den Körper gepumpt wird, hat die Lymphe keinen eigenen „Antrieb“, sondern muss von uns selbst bewegt werden.

Das gelingt gut zum Beispiel durch Bewegung, viel trinken, Trockenbürstenmassagen, Kneipp Anwendungen, lockere Kleidung zu tragen, salzarm und viel Obst und Gemüse zu essen. Diesen Podcast gibt es natürlich auch als Blog, darin habe ich alle Tipps zur Unterstützung unseres Lymphsystems zusammengetragen.

Annette: Du hast kürzlich die Ausbildung „Kursleiterin für Waldbaden/Achtsamkeit im Wald“ absolviert. Wie bist du darauf gekommen und welchen Nutzen hat der Wald für uns?

Diana: Als ich 2013 an Brustkrebs erkrankt war, war die Natur für mich und meine Genesung enorm wichtig. Raus in die Natur, am liebsten in den Wald, mich dort bewegen, durchatmen, Ruhe finden und mich am Grün satt sehen. Das tat gut.

Als ich dann erfuhr, dass es das Waldbaden gibt, was aus Japan als Shinrin Yoku herüberschwappte, war meine Neugierde geweckt. Ich wollte mehr darüber erfahren. Ich wollte wissen, wie und warum sich der Aufenthalt im Wald positiv auf Geist und Körper auswirkt. Und vor allem interessierte mich ein Aspekt besonders: ich konnte offensichtlich mit Hilfe des Waldes mein Immunsystem, was von der Chemo und Bestrahlung geschwächt war, anregen und stärken. Wenn ich Glück hatte, dann würden die durch die Grünkraft des Waldes angeregten natürlichen Killerzellen meines Immunsystems eventuell verbliebene Krebszellen den Garaus machen. Großartig! Effektiv! Und so einfach!

Die Bäume und die Pflanzen des Waldes kommunizieren untereinander mit Hilfe sogenannter Terpene, die sie ausströmen. Diese Terpene – das erkennen wir als wunderbaren Waldduft – haben nachweislich einen positiven Effekt auf unser Immunsystem, da sie die Anzahl der natürlichen Killerzellen im Blut steigern, also die Immunzellen, die Viren, Bakterien und potenzielle Krebszellen aufspüren und beseitigen. Aber auch so spüren wir, dass die Waldluft, das beruhigende Grün und die vielen Naturgeräusche Balsam für Körper und Geist sind.

Du merkst, das begeistert mich total und deshalb habe ich diese Ausbildung gemacht, um mehr darüber zu erfahren, gezielte Achtsamkeitsübungen zu erlernen und ein Waldbad anleiten zu können.

Annette: Liebe Diana, ich danke dir sehr für deine informativen Antworten. Ich bin sehr froh, dich kennengelernt zu haben! Ich freue mich schon auf unseren nächsten Zoom-Call und bin gespannt, ob du dabei in Berlin oder auf Mallorca sitzen wirst. Für mich Schwarzwaldmädel sind beide Orte ein Traum :). 

 

Mehr über Diana findest du hier:

Ihre Homepage: https://www.diananeumann.de/

Ihr Podcast „Brustkrebs an die Leine“: https://open.spotify.com/show/2aiRoYeaSgpfUpboN8rlkS?si=a6fa087ef6044875

Ein Artikel zum Basenfasten auf Sylt: https://de.readkong.com/page/basenfasten-auf-sylt-erfahrungsbericht-diana-neumann-3126041

Mein Podcast zusammen mit Diana: https://open.spotify.com/episode/3HFxrFlMkOnetNi2S9C34u?si=490c92da657249c6

 

Hier geht’s zu den anderen schon veröffentlichten Interviews aus der Reihe “Annette fragt…”.

 

Jetzt teilen