Annette fragt… Anna Farris
Chemo die 8. – Ich kämpfe weiter!
Mein Text von gestern hat einige Reaktionen ausgelöst. Ich habe viele Nachrichten bekommen, viel Zuspruch. Vielen vielen Dank!
Mir war es gestern wichtig, pur und ehrlich zu schreiben wie es ist – nämlich scheiße.
Wenn ich mir die Storys in den Krebsratgebern und die starken Frauen in Krebsdokumentationen anschaue, dann komme ich nicht umhin den Eindruck zu gewinnen Krebspatientinnen seien immer stark. Mal wütend, mal traurig, mal voller Schmerz, aber doch immer mit einem zuversichtlichen “Das wird schon” auf den Lippen.
Ich gehöre selbst zu den Frauen, die fast immer so denken. Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht immer optimistisch, nicht immer zuversichtlich, aber mein Kampfwille ist selten gebrochen.
Ich tendiere dazu, wie vermutlich viele, von Erfolgen emotional zu berichten und weniger schöne Informationen emotional von mir zu weisen und unemotional, ganz sachlich darzulegen. In wirklich schlimmen Momenten rolle ich mich am liebsten im Bett zusammen und leide leise. Ich komme erst wieder raus aus meinem Bau, wenn ich ehrlich sagen kann “Wird schon irgendwie”.
Das hat zur Folge, dass die Verzweiflung, die laute und pure Wut, selten transportiert wird.
Das mache ich meist mit mir selbst aus.
Aus diesem verzerrten Bild wollte ich gestern ausbrechen. Ich wollte Schluss machen mit dem Schweigen und laut und deutlich sagen “ich kann nicht mehr”.
Das heißt aber nicht, dass ich aufgeben. Das heißt auch nicht, dass alles was ich gestern gedacht, gefühlt und aufgeschrieben habe rational gesehen richtig ist.
Ich weiß nicht ob ich Metastasen habe. Das ganze ist ein sich selbst verstärkendes Phänomen. Ich hab so Angst vor Knochenmetastasen im Rücken, dass ich selbstverständlich Rückenschmerzen bekomme. Auf diese Rückenschmerzen reagiere ich äußerst sensibel. Vermutlich verkrampft sich meine ganze Rückenmuskulatur und die Schmerzen werden immer schlimmer.
Was ich jetzt ganz dringend brauche ist eine Knochenszinigraphie. Ich brauche Gewissheit und ich brauche eure gedrückten Daumen.
Aber auch wenn sich meine Befürchtung bewahrheitet – ich stehe immer wieder auf.
So schnell werdet ihr mich nicht los. Ich werde kämpfen. Ein Krieg besteht aus vielen Schlachten und ich werde auf jeden Fall noch einige gewinnen.
Jetzt gerade läuft die 8. Chemoinfusion in mich hinein. Sie bringt kaum Nebenwirkungen mit sich. Die nächste Woche wird sicher besser werden.
Die Ärztin hier ist kühl und reserviert. Sie fragt nicht wie es mir geht, vielleicht hat sie keine Kapazitäten sich das Leid vieler Krebspatientinnen jeden Tag anzuhören.
Zumindest macht sie mir einen Termin für eine Knochenszinigraphie aus. Nächsten Freitag werde ich wissen wann die sein wird.
Bis dahin versuche ich Ruhe zu bewahren und jeden guten Moment zu genießen!
Das Wetter ist toll, das Wochenende steht vor der Tür!
Ich liebe mein Leben!