Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

This is me

Meine Geschichte beginnt im Februar 2020. Eigentlicht natürlich viel früher – ich bin zu dem Zeitpunkt 36 Jahre alt, habe einen kleinen Sohn und arbeite als Physiotherapeutin. Im Februar 2020 steht die Welt kurz vor der Pandemie. Aber auch meine eigene kleine Welt wird nicht mehr so sein wie sie mal war.

Ich hatte gerade eine kleine Zyste am Eierstock entfernt bekommen. Ganz harmlose, klitzekleine OP – und die große Hoffnung, danach Baby Nummer 2 auf den Weg zu schicken. Doch alles kommt anders..

Etwa eine Woche nach der OP bekam ich einen Anruf bei der Arbeit, ich solle bitte nochmal ins Krankenhaus kommen. Jetzt. Sofort. Der Arzt bleibt extra länger. Ein bisschen mulmig wurde mir natürlich, also bat ich meinen Mann mitzukommen. Danach gings ganz schnell: die Histologie meiner Zyste hat Krebszellen gezeigt. Ich werde 2 Wochen später operiert. Gebärmutter raus, beide Eierstöcke entfernt und 36 Lymphknoten. 7 grauslige Tage auf der Intensivstation, dann nochmal 7 auf Normalstation und langsam wieder raus aus dem Nebel im Kopf und heilen beginnen.

Zum Glück kommt dann auch bald die gute Nachricht, dass es beim Frühstadium bleibt. Präventiv soll aber trotzdem eine Chemo gemacht werden. Ich erinner mich vorallem an einen Satz aus dem Befund nach der Tumorkonferenz: Empfehlung Carboplatin oder “bei erhöhtem Sicherheitbedürfnis” Carboplatin + Taxol. … Moment? Ja, ich habe erhöhtes Sicherheitbedürfnis. Ich würde das gerne überleben.

Ich habe wirklich viel gutes Zureden der Onkologen gebraucht um diesen Satz richtig einordnen zu können und die niedrig dosiertere Variante zu akzeptieren.

Ende 2020 war ich dann mit meiner Akuttherapie fertig. Ich ging in Reha. Und fühlte mich als wäre ich gerade ausgespuckt worden. Was war das denn gerade gewesen? WTF? Ich lernte, dass die seelische Heilung und Verarbeitung jetzt erst beginnen kann. Wenn der Körper seinen Überlebenskampf beendet hat. Auf dem Weg bin ich natürlich immer noch. Den neuen Körper, die neuen Grenzen, die abgeschlossene Familienplanung, den Verlust meiner Haare .. vorallem alles Neue nicht nur zu akzeptieren, aber vorallem kennen zu lernen. Wer ist eigentlich diese Anjuna 2.0?

Auf der anderen Seite war diese Zeit auch eine echte Transformation. In dem Moment in dem ich Annehmen konnte was war, sah ich wieviel Kraft in der Erfahrung lag. Prioritäten wurden ganz klar. Dankbarkeit für Dinge und Menschen die noch da waren. Und für meine Stärke. Wow, wer hätte gedacht, dass ich durch so einen Hammer durchgehen und am Ende immer noch lächeln kann. Die Chance sich einmal wirklich mit sich selbst zu beschäftigen ist auch echt toll. Alles was da war von mir wurde (und wird weiterhin) auf den Prüfstand gestellt. Wer will ich eigentlich sein? Wenn nicht jetzt wann dann ist der Moment um zu leben wie es einen wirklich glücklich macht.

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