Unter dem Motto „talk about cancer“ beschäftigen wir uns mit den vielen Facetten einer Krebserkrankung.hello@kurvenkratzer.at

Lasst mich nicht in Ruhe

Ich erlebe immer wieder, dass Menschen sich höflich und respektvollen zurückziehen, wenn es mir nicht so gut geht.

“Ruh dich aus” heißt es da. “Du brauchst jetzt erstmal deine Ruhe”.

Vielleicht ist es auch Verlegenheit? Die Annahme man selbst würde Ruhe haben wollen?

Ich kann nur für mich sprechen, aber ich hasse die Ruhe.

Mein Husten nervt, die Gedanken kreisen um die schlechten Blutwerte, die Dinge die ich gerne tun würden sind viel zu anstrengend.

 

Ich brauche niemanden der neben mir sitzt, meine Hand hält und mich bemitleidet. Aber Abwechslung, Ablenkung… darüber freue ich mich immer sehr.

Ich will nicht in Ruhe gelassen werden.

Ich langweile mich ohne Ende.

Ruft mich an, schreibt mir, redet mit mir, schickt mir Sprachnachrichten. Erzählt mir all die Dinge die ihr mir auch erzählen würdet wenn es mir gut gehen würde.

Ich bin doch nicht nur meine Diagnose.

Ich kann zur Zeit vielleicht nicht immer im gleichen Maße folgen und ich bin nicht immer der spannendste Gesprächspartner, aber ich bin durchaus an mehr als nur an meiner Erkrankung interessiert.

 

Niemand will mich belasten. Ständig heißt es “ach wem erzähle ich das” und “du hast viel größere Probleme”.

Mag sein. Na und? Das heißt doch nicht, dass mich nichts anderes mehr interessiert.

 

Wenn ich auf der Couch liege und schwitze wir ein Tier, keinen Film schauen kann weil meine Konzentration das nicht hergibt, huste wie ein 100 jähriger Raucher und an aufstehen und etwas unternehmen gar nicht zu denken ist, dann möchte ich mich doch nicht auf meinen Zustand konzentrieren?

 

Und ganz ehrlich? Schlafen und zur Ruhe kommen wäre zwar schön, ist aber meist praktisch undenkbar.

 

Also lasst mich bitte nicht in Ruhe!

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